Ein junger Buckelwal übt das Springen aus dem Wasser. (Belichtungszeit 1/1000 Sek., Blende f5.6, Lichtempfindlichkeit ISO 320, Brennweite 210 mm am APS-C-Sensor entspricht Bildwirkung v. 315 mm umgerechnet aufs Kleinbildformat)

Foto: Michael Simoner

Schauen Sie auch "Der Schwarm" im Fernsehen? Bei uns weckt es Erinnerungen an Reisen nach Kanada. Bei unserer privaten Expedition nach Vancouver Island im Südwesten der Provinz British Columbia, wo ein Handlungsstrang spielt, hatten wir vor einigen Jahren tatsächlich auch den gleichnamigen Roman von Frank Schätzing im Gepäck. Die Wale waren in Wirklichkeit natürlich friedlich, aber die Bootsausfahrten unglaublich aufregend. Und emotional: Viele Menschen, die das erste Mal einem Wal auf dem offenen Meer begegnen, weinen vor Begeisterung und Ehrfurcht.

Streng reglementiert

Zu den Wassersäugern, die sich vor allem im Sommer an der Westküste Kanadas aufhalten, zählen unter anderen Buckelwale (Megaptera novaeangliae) und Schwertwale (Orcinus orca). Nur wenige Agenturen auf Vancouver Island haben die Lizenz für Whale-Watching-Touren. Manche Schutzgebiete in von First Nations verwalteten Regionen dürfen nicht einmal mit dem Kajak befahren werden. Schwimmen, schnorcheln oder tauchen mit Walen, wie es etwa immer öfter in der Karibik oder in Australien angeboten wird, ist in Kanada ausschließlich für von der Regierung genehmigte wissenschaftliche Projekte erlaubt.

Der Blas ist weit zu sehen

Die meiste Zeit auf einer Walbeobachtungstour verbringt man mit der Hoffnung, nicht seekrank zu werden, und mit warten. Darauf, dass jemand an Bord einen Blas erspäht. Die Nebelfontäne, die beim Ausatmen der Luft entsteht, ist vor allem bei Buckelwalen weit zu sehen. Kommen die bis zu 15 Meter langen Tiere näher, kann man sie auch atmen hören. Wir hatten das Glück, Buckelwale beim Springen zu sehen. Das tun sie anscheinend am liebsten bei rauer See. Fotos davon gelangen mir nur wenige, auch deswegen, weil ich dieses atemberaubende Schauspiel lieber live sehen wollte, als auf schaukelnden Booten mich und andere mit langen Teleobjektiven zu nerven.

Dafür haben mich die Buckelwale in ruhigen Gewässern recht nahe an der Küste mit schönen Motiven belohnt. Wenn sie abtauchen, machen sie einen Buckel (daher der Name), zum Schluss ragt kurz die gesamte Fluke, wie die Schwanzflosse genannt wird, aus dem Wasser. Anhand der Umrisse und der unterschiedlichen Musterungen von Fluken können Wale identifiziert und so auch ihre weltweiten Routen nachvollzogen werden.

Orcas in Gruppen

Während Buckelwale oft alleine beziehungsweise als Muttertiere mit einem Kalb unterwegs waren, zeigten sich Orcas meistens in Gruppen. Sie sind sehr schnell und zeigen beim Atmen nur kurz einen Teil ihrer eleganten, schwarz-weiß gefärbten Körper. Bei Lichtverhältnissen, die das Meer bleiern erscheinen lassen, ist es gar nicht so einfach, sie zu entdecken. Hilfreich bei der Beobachtung ist die lange, dreieckige Finne, die bei Orca-Bullen so groß wie ein Mensch werden kann. Sie ragt oft wie eine Antenne aus dem Wasser.

Letzte Generation in Freizeitparks

Orcas und andere Wale, wie etwa auch die weißen Belugas oder Delfine, dürfen in Kanada nicht mehr in Gefangenschaft gehalten beziehungsweise gezüchtet werden. 2019 wurde dieses Verbot ins kanadische Strafgesetz aufgenommen. Freizeitparks wie etwa Marineland in der Stadt Niagara Falls dürfen ihre Tiere behalten. Doch sie sind die letzte Generation, die in Kanada als Attraktion dienen muss. (Michael Simoner, 7.3.2023)

Wale tauchen manchmal senkrecht auf und sehen sich um. Dieses Verhalten wird "Spyhopping" genannt. (1/1000 Sek., f6.3, ISO 320, 460 mm APS-C)
Foto: Michael Simoner
Kurz vor dem Abtauchen eines Buckelwals ragt die gesamte Fluke aus dem Wasser. (1/600 Sek., f6.3, ISO 320, 500 mm APS-C)
Foto: Michael Simoner
Rechts neben der riesigen Fluke ist der kleine Buckel eines Kalbes zu sehen. (1/2000 Sek., f6.3, ISO 320, 600 mm APS-C)
Foto: Michael Simoner
Ein Orca pflügt vor der Küste von Vancouver Island durchs Wasser. (1/2000 Sek., f5.3, ISO 320, 240 mm APS-C)
Foto: Michael Simoner
Orcas schwimmen oft Seite an Seite und in Gruppen. (1/2500 Sek., f6.3, ISO 320, 400 mm APS-C)
Foto: Michael Simoner
Wenn das Meer bleiern erscheint, wird die Sichtung von Walen schwierig. Bei Orcas hilft deren lange Rückenfinne. (1/2000 Sek., f5.6, ISO 320, 320 mm APS-C, Crop)
Foto: Michael Simoner