Ob Sport-Übertragungen, Oscar-Nacht oder der ESC – manche bleiben dafür gerne auf.
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Pro
von Bernadette Redl

Der Sonntag wird gemeinhin unterschätzt. Obwohl er ein vollwertiger Tag des Wochenendes ist, sinnieren viele schon morgens über die schonungslose Härte der anstehenden Woche. Auch ich verfalle häufig dem Sonntagsblues. Was dagegen hilft? Den Montag freinehmen und die ganze Nacht aufbleiben, etwa weil die Oscars verliehen werden. So mancher soll sich ja des nächtens auch Übertragungen sportlicher Ereignisse hingeben, doch davon habe ich nur gehört.

Wenn sonntags die Freundinnen vorbeikommen, die Hausbar befüllt und Popcorn serviert wird, dann fühlt sich der Sonntag plötzlich an wie ein Samstag – und auch ein bisschen wie eine Pyjama-Kindergeburtstags-Übernachtungsparty. Denn irgendwann stellt selbst der letzte Gast das Gin-Tonic-Glas weg und macht es sich auf dem Sofa unter der Kuscheldecke gemütlich. Ob dann das Durchhalten bis in den frühen Morgen tatsächlich noch gelingt? Dafür lege ich hier keine Hand ins Feuer.

Kontra

von Kevin Recher

Was treibt einen an, bis fünf Uhr in der Früh aufzubleiben, um eine – Hand aufs Herz – stinklangweilige Award-Show anzuschauen? Ist es das Gefühl der Überlegenheit, vor allen anderen zu wissen, wer den Oscar für die beste Tonmischung gewonnen hat? Würde man dann seinen Freunden, die die letzten Stunden vor der Lohnarbeit schlafend verbringen, etwa schreiben: "Du hast den ärgsten Moment verpasst, Meryl Streep ist auf der Bühne umgeknickt!!!"? Einen Preis fürs Zuerstwissen gibt es nämlich nicht.

Die spannendsten Sachen passieren ohnehin zu Beginn: die Kleider auf dem Red Carpet und die Eröffnungsrede. Sich zum Wachbleiben quälen, nur dafür, dass sich dann irgendwelche Stars bei Gott und den Produzenten bedanken? Sicher nicht. Mein Schlafrhythmus ist mir heilig. Einmal habe ich sogar die Oscarnacht im Gartenbaukino durchgemacht. Die Sitze waren unbequem, Spannendes passierte bei der Verleihung auch nicht, und ich Idiot ging danach direkt ins Büro statt ins Bett. Nie wieder! (RONDO, 12.5.2023)