BCG befragte 50.000 Menschen in 81 Städten, was sie zum Bleiben oder Umziehen bewegt.

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Wien/Kopenhagen – London und New York sind laut einer am Dienstag publizierten Studie der Beratungsfirma Boston Consulting Group (BCG) die begehrtesten Megastädte 2022. Die beiden Ballungsräume landeten in der Kategorie der Großstädte mit mehr als zehn Millionen Einwohnern vor Schanghai, Peking und Los Angeles. Bei den mittelgroße Städten, die sich durch eine hohe Lebensqualität auszeichnen, liegt Wien hinter Kopenhagen auf dem zweiten Platz, gefolgt von Amsterdam.

Bei den Städten mit mehr als drei Millionen Einwohnern liegen Washington, Singapur und San Francisco in der Beliebtheit vorn. Berlin landete auf Platz zwölf. Die mittelgroßen Städte mit einer Bevölkerung von weniger als drei Millionen, zu denen Wien zählt, schnitten insgesamt am besten ab: 18 der 28 Städte erreichten in verschiedenen Kategorien – wirtschaftliche Möglichkeiten, Lebensqualität, Sozialkapital, Austausch mit Behörden und Geschwindigkeit des Wandels – eine Gesamtpunktzahl über dem Mittelwert.

Wien schlecht bei Behördenzusammenarbeit

Wien lag hier in fast allen 26 Bewertungsindizes recht gut, doch wegen der extrem schlechten Beurteilungen in den Unterkategorien bei "Zusammenarbeit mit den Behörden" und "Geschwindigkeit des Wandels" war der erste Platz dann doch unerreichbar. Sowohl beim "wirtschaftlichen Umfeld" als auch bei den "staatlichen Dienstleistungen" lag die Bundeshauptstadt im schlechtesten der insgesamt fünf Segmente – hier lag sogar der Letztplatzierte, die kasachische Hauptstadt Astana, auf dem 28. Platz besser. Auch in der Kategorie "Speed of Change", womit die Wahrnehmung der Einwohnerinnen und Einwohner gemeint ist, inwiefern sich eine Stadt an sich verändernde Bedürfnisse anpasst, lag Wien erneut in zwei Bereichen im untersten Segment.

Corona-Pandemie wirkt sich negativ auf Bewertung aus

Der Bericht mit dem Titel "Cities of Choice: Are People Happy Where They Live?" stützt sich auf Umfragen unter mehr als 50.000 Menschen in 81 Städten auf der ganzen Welt und geht der Frage nach, was die Stadtbewohner dazu bewegt umzuziehen, und umgekehrt, was sie zum Bleiben bewegt. Mit der Lockerung der Corona-Beschränkungen ziehen demnach immer mehr Einwohner zwischen Städten um – 50 Prozent der Stadtbewohner sind bereits in eine neue Stadt umgezogen. Zudem erwägen 48 Prozent einen Umzug in der Zukunft.

Die Ergebnisse der Umfrage zeigen ferner, dass sich die Viruspandemie negativ auf die Bewertungen der Städte 2022 auswirkte. Nur acht Städte erhielten von ihren eigenen Einwohnern bessere Bewertungen als 2021. Die Menschen verschlechterten ihre Einschätzungen in allen Bereichen der Lebensqualität. "Die Covid-19-Pandemie hat die Widerstandsfähigkeit der meisten Städte auf eine harte Probe gestellt", sagte Hans-Paul Bürkner, früherer globaler BCG-Chef und Mitverfasser der Studie. "Tatsächlich haben viele Städte die Pandemie noch nicht vollständig überwunden." (APA, Reuters, 7.3.2023)