Eigentlich ist die Suspendierung die Ultima Ratio – und doch wurde im vergangenen Schuljahr oft darauf zurückgegriffen.

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Es ist eine Entscheidung, die Schulen nicht leichtfertig treffen – aus gutem Grund: Wenn eine Schülerin auf eine andere losgeht, der Lehrer derb beschimpft wird oder ein Schüler permanent den Unterricht stört, müssen Lehrer abwägen: die Störenfriede in der Klasse behalten oder suspendieren? In fast 500 Fällen entschieden sich Wiens Pflichtschullehrer vergangenes Schuljahr für Letzteres.

Neu und erschreckend an diesem Phänomen ist, dass auch Volksschulen betroffen sind: Bei 86 Kindern sah man "Gefahr im Verzug". Die Zahlen lassen nun zweierlei Deutung zu: Entweder haben Schüler in ihrem jungen Alter bereits ein enormes Gewaltproblem. Oder Lehrer erweisen sich in heiklen Situationen als heillos überfordert. Das wäre angesichts von Stress, Bürokratie und Lehrermangel keine Überraschung.

Absurd wird es aber dann, wenn laut Sozialarbeitern manche Schulen mittlerweile "wegen jedem Schmarrn" suspendieren wollen – und vereinzelt wohl auch damit durchkommen. Das ist eine problematische Entwicklung, die bisher zu wenig Aufmerksamkeit erhalten hat.

Um ihr entgegenzuwirken, müssen Lehrkräfte entlastet werden und mehr Hilfe durch Schulsozialarbeit erhalten. So schwierig die Situation oft auch ist – Kinder dürfen nicht einfach als Problemfall gebrandmarkt werden. Denn das ist ein Stempel, der sich nicht mehr leicht wegwischen lässt. (Elisa Tomaselli, 9.3.2023)