Köstliches Mittagessen: Darf's auch ein Wiener iPad in Ei, Mehl und Bröseln gewälzt sein?

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Vergangenen Montag gab es bei uns iPad-Braten zum Mittagessen. Kennen Sie nicht? Ich verrate Ihnen gerne das Rezept. Man gehe in zerstreutem Zustand in die Küche und stelle einen Topf mit Wasser und zwei Eiern, die man zu kochen beabsichtigt, auf einen der Gasbrenner. Das iPad, auf dem man gerade das Ö1-Mittagsjournal hört, lege man interimsmäßig auf einen anderen Brenner.

Sodann entzünde man den Brenner, auf dem man die Eier wähnt, der aber in Wahrheit der Brenner mit dem darauf gelagerten iPad ist, auf volle Flamme. Nach etwa zwei Minuten entlässt das iPad einen scharfen Geruch. Nun wird es Zeit, das gebratene Tablet vom Herd zu nehmen. Aber Vorsicht! Es ist brennheiß, wie alles, was man zwei Minuten über einer Gasflamme rösten ließ.

Bratapfel auf zu hoher Garstufe

Nachdem mein iPad nach vier Stunden ausgekühlt war, versuchte ich, es zu reaktivieren. Und, siehe da, tatsächlich erschien recht flott der Apple-Apfel auf dem Bildschirm ("War’s ein Bratapfel?", fragte mich ein sarkastisch gestimmter Freund, dem ich die Geschichte erzählte). Die Startseite zeigte sich auch für ein Minütchen, dann aber fuhren fünf grellfarbene Streifen über den Bildschirm. Schließlich wurde alles schwarz, und das blieb es auch.

Eine Frage, die ich mir nach dem Rösten des iPads stellte: Habe ich es nur außen scharf angebraten, innen aber roh belassen ("bleu"), oder war es "bien cuit", also durchgebraten? Anders gefragt: Noch zu reparieren oder völlig hinüber? Ein Computerhändler klärte mich schnell auf: Die Garstufe war zu hoch gewesen, als dass das arme kleine Ding noch zu retten wäre. Sehr traurig.

Wiener iPad

Die psychologische Aufarbeitung der Causa ist im Gange. Zu klären ist, was mental dahintersteckt: Kleine Konzentrationsschwäche? Ein Moment bloßer Unachtsamkeit? Oder ein auf leisen Sohlen herbeiwandelndes Demenzerl, das ans Hirnkastl pocht?

Ich bin zuversichtlich. Ich weiß, ich bin nicht der Erste, der das unglaublichste Zeug mit seinem Tablet anstellt: Die Leute lassen ihre iPads notorisch in Badewannen oder Klos fallen, verfrachten sie in den Geschirrspüler oder hacken sie mit dem Beil entzwei. Hätte ich das iPad in Ei, Mehl und Bröseln gewälzt und ein Wiener iPad daraus zubereitet, ich würde mir Sorgen machen. Ich habe das meine aber lediglich kross gebraten. So gesehen: leichte Entwarnung. (Christoph Winder, 11.3.2023)