Papst Franziskus hält den Zölibat prinzipiell für "revidierbar". Das generiert just zu seinem Zehn-Jahr-Amtsjubiläum das nötige Maß an Aufmerksamkeit.

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Auch wenn jetzt das Raunen durch die Kirchenbänke geht und in manchen Pfarrhaushalten bereits voreilig Hochzeitspläne geschmiedet werden: Dass Papst Franziskus den Zölibat prinzipiell für "revidierbar" hält, ist wenig überraschend. Denn rein kirchenrechtlich wäre es ein Leichtes, der auferlegten Keuschheit am Tabernakel den Weisel zu geben.

Der Zölibat ist kein kirchliches Dogma. Der Zölibat lässt sich auch biblisch nicht festmachen. Doch eines ist der Zölibat ganz gewiss: ein Wischiwaschi-Gesetz mit vielen Ausnahmen, das regelmäßig zum innerkirchlichen Zankapfel wird.

"Heißes Eisen"

Trefflich eignet sich das "heiße Eisen" auch, um just zum Zehn-Jahr-Amtsjubiläum des Papstes das nötige Maß an Aufmerksamkeit zu generieren. Bei ihm ist der liberale Lack längst ab: Beim Amtsantritt hat die Kirchenwelt noch gestaunt, als der neue Pontifex sich mit ungewohnt lauter Stimme gegen die Globalisierung starkmachte – "Diese Wirtschaft tötet" – und die Kurie zu entstauben begann, indem er hochrangige Traditionalisten vor die Türe setzte. Doch bei relevanten Themen wie etwa dem Frauenpriestertum oder dem Pflichtzölibat ist Franziskus nicht nur an den konservativen Kreisen im Vatikan, sondern vor allem auch an sich selbst gescheitert.

Flexibel wie ein Gummiringerl

Gut drei Jahre ist es her, da hat der Jesuiten-Papst nach der Amazonas-Synode einer Änderung am Pflichtzölibat noch eine klare Absage erteilt. Jetzt kann sich der Pontifex plötzlich "grundsätzlich vorstellen", diesen aufzuheben. Wer auf dem Stuhl Petri flexibel wie ein Gummiringerl agiert, hat seinen Ruf als zielorientierter Erneuerer verspielt. (Markus Rohrhofer, 12.3.2023)