Ein 30-Jähriger aus dem Bezirk Graz-Umgebung ist in der Nacht auf Sonntag wegen des Verdachts der Tötung seiner Freundin (33) festgenommen worden. Ihre Leiche wurde hinter dieser versiegelten Türe gefunden.

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Wieder ist eine Frau getötet worden. Wieder steht der Partner im Verdacht. Und auch: Wieder beschreiben Nachbarn, dass die Polizei schon öfter da war. Dass die Frau nicht glücklich gewirkt habe. Und wie oft fragen sie sich im nächsten Satz, wie so etwas hat passieren können.

Damit Frauen, die Gewalt erleben, schneller geholfen wird, damit nicht nur die Fassungslosigkeit bleibt, braucht es ein Bündel an Maßnahmen. Opferschutzeinrichtungen wiederholen das mantraartig, angekommen ist das mittlerweile aber auch in der Politik und bei der Exekutive. Zu diesem Bündel gehört jedoch auch das couragierte Einschreiten von uns allen.

Das ungute Gefühl

Sich einzumischen, das ist nicht einfach. Denn in den seltensten Fällen bekommt man die Gewalt direkt mit: Ja, in der Wohnung nebenan wird wirklich oft geschrien. Stimmt, der Arbeitskollege macht wirklich häufig Witze darüber, dass er seiner Frau schon zeige, wo es langgeht. Kann schon sein, dass die Nachbarin nicht mehr so oft außer Haus geht und oft verweinte Augen hat. Aber reicht ein ungutes Gefühl, ein Verdacht aus, um sich in die Beziehung anderer Menschen einzumischen?

Leider lautet die Antwort: Ja. Monatlich werden in Österreich zwei bis drei Frauen getötet. Und das ist nur die traurige Spitze. Statistisch gesehen hat jede dritte Frau körperliche und bzw. oder sexuelle Gewalt erfahren, das heißt, wir alle kennen wahrscheinlich jemanden: die Schwester, die Nachbarin, die Arbeitskollegin oder die Tante. Ihnen vermitteln wir mit dem Einschreiten, dass sie uns nicht egal sind. Und den mutmaßlichen Tätern, dass sie beobachtet werden und Gewalt nicht geduldet wird. (Lara Hagen, 14.3.2023)