Für jede Gelegenheit gibt es das passende Parfum.
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Pro
Michael Steingruber

Gerüche sind die unmittelbarsten Sinneswahrnehmungen. Die Informationen gelangen ungefiltert ins Gehirn, stimulieren Areale, die für Emotionen und Gedächtnis zuständig sind. Sie beeinflussen das Nervensystem und den Hormonhaushalt. So gibt es Studien, die etwa dem Duft der Gardenie schlaffördernde Wirkung zuschreiben oder Minzöl lindernde Effekte bei Migräne attestieren. Also, warum nicht einen Schritt weitergehen und Parfums "aromatherapeutisch" im Alltag einsetzen?

Fühlen Sie sich morgens schlapp und müde, verleiht ein zitrisch-leichter Duft Frische. Sie brauchen eine Extraportion Zuversicht vor Ihrem Geschäftsmeeting? Wie wär’s mit einem würzig-holzigen Parfum? Und für ein romantisches Dinner empfiehlt sich ein sinnlicher Akkord mit Oud und Weihrauch.

Es könnte so einfach sein, wären da nicht die Mitmenschen. Nicht wenige von ihnen scheinen in billigen Parfums zu baden. Damit sich also die gewünschte Wirkung des eigenen Dufts entfalten kann, muss man erst die olfaktorischen Störfaktoren überwinden. Da hilft nur eines: sprühen, sprühen, sprühen!

Kontra
Michael Hausenblas

Es geht die Mär, ich sei in meiner Jugend ein Grantler gewesen. Vor allem morgens. Ich hatte gute Gründe, steckte mich der Vater mangels eigener Zukunftspläne doch in die Handelsakademie. Fünf ewig lange Jahre Betriebsüberleitungsbögen, BWL und Business-Französisch, anstatt je nach Jahreszeit morgens die Ski zu wachseln oder sich mit Tiroler Nussöl für einen Badetag zu marinieren.

Meine Missmutigkeit versuchte ich mit einer Vielzahl von Düften zu übertünchen, die aus der familieneigenen Parfümerie ihren Weg zu mir fanden. Diese psychoolfaktorische Methode wurde mir, um mit Peter Stuyvesant zu sprechen, zum Duft der weiten Welt. Davidoff wurde von Oscar de la Renta abgelöst, dieser von Düften aus dem Hause Jil Sander. Und erst Tabac Original, oh, wow, der brachte die Pubertätshormone in Wallung.

Noch heute schlägt meine Mutter die Hände über dem Kopf zusammen, wenn sie an den Mix aus Grant und olfaktorischer Überdosis beim Frühstück denkt. Mittlerweile drücke ich den Zerstäuber mit Bedacht. Es muss ja nicht jeder riechen können, dass ich ein Morgenmuffel bin. (RONDO Exklusiv, 28.3.2023)