So möchte sich die Mineralölindustrie auch mit klimaneutralen Energieträgern unverzichtbar machen: Exxon Mobil besitzt die Schlüsseltechnologie für E-Fuels, kann flugs aus Methanol Benzinersatz machen.
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Eigentlich ist das Patent schon ziemlich alt, stammt tief aus dem vorigen Jahrhundert. Die Grundmuster der chemischen Reaktion wurden sogar schon vor 1900 beobachtet: Man kann aus Methanol mithilfe einer katalytischen Reaktion Benzin, Diesel und Kerosin herstellen. Methanol würde sich zwar prinzipiell auch zum Antrieb eines Autos eignen, ist aber hochgiftig und enthält nur etwa halb so viel Energie pro Liter. Im Zuge der Diskussion um E-Fuels, also um Treibstoffe, die mithilfe von regenerativem Strom synthetisch erzeugt werden, erlangt Methanol nun neue Aufmerksamkeit. Dieser sogenannte MtL-Prozess, also Methanol to Liquid, ist die am wenigsten aufwendige Möglichkeit, E-Fuels herzustellen. Und das geht so: Zuerst wird mittels Elektrolyse mit Strom aus regenerativen Quellen Wasserstoff hergestellt. Dieser wird dann mit CO2 aus der Umgebungsluft zu CH3OH, also Methanol, umgewandelt. Und dann kommt dieser MtL-Prozess, und schwups kriegen wir raus, was wir wollen: Benzin, Diesel, Kerosin oder auch Grundstoffe für die Kunststoffindustrie.

Synthetische Kraftstoffe waren bisher einfach viel zu teuer.
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Genial, könnte man sagen, und warum macht man das nicht schon lange? Die Patente besitzt der Mineralölkonzern Exxon Mobil, und man könnte schnell zu dem Schluss kommen, das Wissen wurde zurückgehalten, die Patente ruhten dort nämlich schon seit Jahrzehnten in der Schublade. Man könnte auch behaupten, der Mineralölkonzern habe die Entwicklung weggesperrt, damit keine Konkurrenz zu den Erdölprodukten entsteht. Dabei brauchte man gar nichts wegzusperren. Synthetische Kraftstoffe waren einfach viel zu teuer, als dass man sie ohne besonderen Grund weiterentwickeln wollte. Denn Benzin und Diesel waren selbst in den schlimmsten Ölkrisen so billig, dass niemand ernsthaft daran dachte, die Methode der synthetischen Kraftstoffherstellung auch praktisch anzuwenden. In der Klimakrise ist jetzt alles anders. Das Thema nimmt enorm an Fahrt auf.

Porsche hat sich nun an einer Gesellschaft zur Entwicklung und Herstellung von E-Fuels beteiligt, und kürzlich wurde in Patagonien (Chile) die erste Pilotanlage eröffnet. Auch wenn in Europa schon kräftig für E-Fuels lobbyiert wird, bei uns hätte es keinen Sinn, so eine Anlage zu bauen, dafür reichen unter mitteleuropäischen Verhältnissen weder Sonnenenergie noch Windkraft aus. Die Idee: Energie, die dort am Ende der Welt, "fin del mundo", gewonnen wird, mit Tankschiffen in die sogenannte zivilisierte Welt zu verfrachten.

Luftfahrt und Fahrzeugaltbestand

Es gibt zahlreiche Verfahren, um aus Wasserstoff und Kohlenstoff CO2-neutrale Kraftstoffe herzustellen, sie sind aber alle mit hohem Aufwand und niedrigem Wirkungsgrad verbunden und schließlich auch mit einem hohen Preis. Schwierig ist insbesondere die Gewinnung von CO2 aus der Umgebungsluft, als Schlüsseltechnologie gilt eben die direkte Gewinnung von Benzin, Diesel und Kerosin aus Methanol. Mit dieser Methan-to-Liquid-Methode sieht man vor allem eine Möglichkeit, die Luftfahrt zu defossilisieren, dass dabei auch Benzin und Diesel anfällt, rechtfertigt aber prinzipielle keine Abkehr vom elektrischen Weg im Pkw-Verkehr. Günstigstenfalls kann damit ein Teil des Fahrzeug-Altbestands versorgt werden.

Dass die Mineralölkonzerne nun auch bei der Klimarettung vorne dabei sind, mag vielleicht irritieren, ist aber insofern keine Besonderheit, als sie ja Übung darin haben, Geschäftsmodelle mit hohem Kapitalbedarf zu entwickeln, und das Kapital bringen sie auch gleich mit. (Rudolf Skarics, 5.4.2023)