Schriftsteller Robert Menasse äußert sich kritisch zur Politik.

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Der Schriftsteller Robert Menasse hatte am Donnerstagvormittag über Facebook bekanntgegeben, dass er nach vielen Jahren wieder der SPÖ beitreten werde. Sein Urgroßvater sei beim Hainfelder Parteitag, der Geburtsstunde der Partei, dabei und später roter Bürgermeister in Niederösterreich gewesen. Über den Grund seines Wiedereintritts ließ Menasse keinen Zweifel offen: Die Kandidatur von Nikolaus Kowall habe ihn dazu bewogen.

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Den Grund seines Austritts indes verschwieg er auf Facebook. Dem STANDARD erzählte Menasse, warum er die Partei verließ: Alfred Gusenbauer habe einst durch die Studiengebühren "das billigste und am einfachsten einzulösende Wahlversprechen gebrochen". Dabei "waren es die Studenten, die so mobilisiert haben, dass sich der knappe Wahlsieg überhaupt ausging. Er hat sie verraten." Unvergesslich seien für ihn, sagt Menasse, die Proteste am Tag der Angelobung Gusenbauers.

Das Elend geht zu weit

Doch das Elend, in dem sich die Partei befinde, gehe ihm nun zu weit: Dass eine Partei, "die für uns als Land in der Geschichte so viel Gutes bewirkt hat, nun niedergetrampelt wird, teilweise von den eigenen Genossen und teilweise von den Medien, kann ich nicht mehr mit ansehen". Er habe gehofft, "dass jemand Dritter aufsteht, aber ich habe nicht gewusst, wer es sein wird". Kowall sei ihm natürlich schon während seiner Zeit bei der Sektion 8 aufgefallen. Menasse lobt den Politiker als "hochqualifiziert und politisch erfahren. Und das Wichtigste: Er kann Leute mitreißen, weil er ein sozialdemokratisches Herz hat, er kann reden. Das vermisse ich bei den anderen beiden Kandidaten."

"Ihre Sprache kann man nur Deutsch nennen, weil ihr Berater so heißt", kritisiert Menasse an SPÖ-Chefin Pamela Rendi-Wagner. "Dass sie sich Deutsch hat aufs Auge drücken lassen, war ihr großer Fehler. Sie hat jede Authentizität verloren, und dann ist es so gekommen, wie es viele befürchtet haben."

Dolch statt Solidarität

An Hans Peter Doskozil stört Menasse, "dass er eine der wichtigsten und für die Sozialdemokratie essenziellen Qualitäten vermissen lässt: Solidarität". Das treffe nicht nur für die eigene Partei zu, sondern auch für die Ärmsten in der Gesellschaft, also Geflohene und Migranten. Menasse glaubt, dass Doskozil "alle seine Vorschläge und Forderungen ganz normal hätte einbringen können. Aber er kam mit dem Dolch im Gewande."

Dass die Probleme, unter denen die Menschen im Land heute leiden, um nichts besser würden, wenn es keine Flüchtlinge mehr gäbe, "das werden auch die Wähler der FPÖ Niederösterreich bald bemerken", ist sich Menasse sicher. Aus Niederösterreich stammt seinen Mutter: "Mein Urgroßvater ist damals von Amaliendorf aus zu Fuß zum Parteitag in Hainfeld gegangen." (Colette M. Schmidt, 23.3.2023)