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Sie zählt zu den umstrittensten Maßnahmen der soeben angelobten schwarz-blauen Landesregierung in Niederösterreich: die sogenannte Wirtshausprämie. Im Arbeitsübereinkommen der neuen Koalition fixiert, soll sie dazu beitragen, dass die "Wirtshauskultur" auch in Zeiten der Teuerung aufrechterhalten wird und das Wirtshaus als "sozialer Treffpunkt" erhalten bleibt.

Der umstrittene Punkt daran: Voraussetzung für die Gewährung der Beihilfe wird sein, dass der Wirt ein "traditionelles und regionales Speisenangebot aufweist". Schnitzel und wohl auch Gulasch fallen also darunter, Falafel und Pizza eher nicht. Die Details der Prämie sind noch offen und sollen demnächst ausgearbeitet werden.

Jedenfalls führt die Maßnahme zur Frage: Wie schaut denn die Lage traditioneller Wirtshäuser im Bundesland tatsächlich aus? DER STANDARD hat Daten der Wirtschaftskammer Niederösterreich ausgewertet. Nach Bezirken gegliedert, zeigen sich, wie sich die Zahl der Gasthäuser in den vergangenen zwei Jahrzehnten entwickelt hat.

Es zeigt sich: Der Rückgang ist in der Tat signifikant. Besonders massiv fällt er im Osten des Bundeslandes aus, in den Bezirken Mistelbach, Gänserndorf und Wiener Neustadt.

Die Daten der Wirtschaftskammer werfen aber auch ein Schlaglicht auf einen weiteren interessanten Aspekt. Insgesamt ist die Zahl der Gastronomiebetriebe in Niederösterreich keineswegs zurückgegangen. Lediglich die Zahl der Wirtshäuser geht zurück – für andere Einrichtungen, von der Pizzeria über den Eissalon bis zu sonstigen Restaurants, gilt dies nicht. Der Gastronomiebetrieb als sozialer Treffpunkt verschwindet also nicht. Er verändert sich nur merklich.

(Joseph Gepp, Robin Kohrs, 26.3.2023)