Ministerin Tanner im Cockpit der C-130 Hercules: Die Maschinen des Bundesheers sind älter als die Ministerin, sie waren schon im Falklandkrieg im Einsatz.

Foto: Bundesheer/Trippolt

Wien – Militärische Beschaffungsvorgänge dauern lange: Rüstungsbudgets können nicht von einem Tag auf den anderen und oft nicht einmal von einem Jahr auf das andere sinnvoll ausgegeben werden. Aber mit sorgfältiger Planung sollte es dem Verteidigungsministerium gelingen, heuer zu entscheiden und im ersten Quartal 2024 einen Kaufvertrage für vier bis fünf Transportflugzeuge (Kapazität: je 20 Tonnen) als Ersatz für die derzeit eingesetzten Hercules C-130 mit dem Baujahr 1967/68 unter Dach und Fach zu bringen. Zulaufen soll das Gerät ab 2029. Geht das ein bisserl genauer?

Genaues Anforderungsprofil ...

Verteidigungsministerin Klaudia Tanner und Generalmajor Bruno Hofbauer, der Planungschef ihres Ministeriums, wollen sich bei den Kosten nicht festlegen: "Wenn wir da jetzt eine Zahl X nennen, können wir uns ausrechnen, wie die Angebote lauten", sagte Hofbauer bei einem Hintergrundgespräch Ende letzter Woche. Derzeit sei man in der Phase, den Markt auszuloten – um zu sehen, wer Flugzeuge liefern kann, die einen Pandur-Radpanzer oder das Jagdkommando mit seinen Sandviper-Fahrzeugen oder Sanitätscontainer oder die Fallschirmspringer des Jägerbataillon 25 über die Heckklappe aufnehmen und über weite Strecken (gefordert ist auch die Möglichkeit einer Luftbetankung) transportieren können. Verlangt wird auch die Möglichkeit des Selbstschutzes – wichtig etwa bei Evakuierungen aus Krisengebieten.

Realistischerweise können das nur zwei westliche Anbieter: der amerikanische Hersteller Lockheed Martin mit einer neuen Version der Hercules und der brasilianische Hersteller Embraer mit der KC-390. Beim Treffen der "Users Group C-390" auf dem portugiesischen Luftwaffenstützpunkt Nr. 11 in Beja hat jedenfalls auch ein österreichischer Offizier teilgenommen. Portugal ist eine der 29 Nationen, bei denen Österreich angefragt hat, welche Möglichkeiten einer Zusammenarbeit bestehen.

... offene Kostenfrage ...

Denn möglicherweise wird man von der (etwa bei der Beschaffung von italienischen Leonardo AW169M-Hubschraubern eingeschlagenen) Linie abweichen müssen, den Einkauf Government-to-Government abzuwickeln. Bei einem derartigen Geschäft kauft die Republik Österreich gemeinsam mit einem Partnerland zu denselben Konditionen wie dessen Armee ein. Derartiges ist dem Vernehmen nach mit Brasilien nicht möglich. Tanner will "wenn möglich" Government-to-Government beschaffen.

Ein Muss ist das offenbar nicht. Da andere europäische Nationen die KC-390 beschaffen, könnte es für Österreich durchaus interessante Kooperationen geben. Bedingung für Hofbauer ist dabei vor allem, dass die geplanten vier bis fünf Transporter (nicht einmal auf die Anzahl will er sich festlegen) eine österreichische Kennung haben, dass sie in Hörsching stationiert und gewartet werden und dass jeweils zwei dieser Flugzeuge ad hoc zur Verfügung stehen. In Hörsching könnten sich dann andere Luftstreitkräfte mit ihren Wartungs- und Ausbildungsprogrammen anhängen.

Die Typenentscheidung soll jedenfalls rasch erfolgen, der Kaufvertrag spätestens in einem Jahr unterschrieben sein.

Die Planungsaufträge für den Hangarneubau in Hörsching sind bereits ergangen. Da es bei Government-to-Government-Beschaffungen kaum Kooperationen für die österreichische Wirtschaft gibt, wie Tanner einräumt, entstehen so wenigstens Aufträge für die Bauwirtschaft.

... und gleich das nächste Großprojekt

Und wie geht es weiter? Parallel zur Hercules-Nachfolge wird der Generalstab der Ministerin die Beschaffung von Advanced Jet Trainern vorschlagen, bestätigte Hofbauer einen Bericht des STANDARD. Derzeit ruht die aktive Luftraumüberwachung nämlich auf den Eurofightern, deren Flugstunden viel teurer sind als die von leichteren Jets. Advanced Jet Trainer – die tschechische Aero L-39NG kommt dabei ebenso infrage wie die von österreichischen Militärs seit Jahren ins Auge gefasste M-346 von Leonardo – wären in mittleren Höhen und bei niedrigeren Geschwindigkeiten auch gut für Abfangjagden einsetzbar. Hofbauer will damit eine Lücke in der Jetpiloten-Ausbildung (die derzeit im Ausland stattfinden muss) schließen. Auch könnten Eurofighter-Piloten die für die Erhaltung ihrer Fähigkeiten notwendigen Flugstunden auf dem günstigeren Gerät fliegen. Und schließlich würden die leichten Jet-Trainer auch die Möglichkeit bieten, Erdziele zu bekämpfen – eine Fähigkeit, die mit der Ausmusterung der Saab 105OE im Jahr 2020 verloren gegangen ist.

Dem stünden gegebenenfalls Einsparungen bei den Eurofighter-Flugstunden gegenüber, was das Projekt auch politisch argumentierbar macht. Tanner stellt eine Entscheidung "Mitte des Jahres" in Aussicht. Und sie hofft, so auch dem Mangel an Militärpiloten entgegenzuwirken: "Neues Gerät zieht neue Leute an." Allerdings werde man auch an der Bezahlung arbeiten müssen – auch dazu soll es erst später konkrete Zahlen geben. (Conrad Seidl, 3.4.2023)