Rebekka Bakken präsentiert auf "Always on My Mind" ausschließlich Coverversionen.

Sony

Rebekka Bakken – "Always on My Mind"

Wer sich an Originalsongs heranwagt, sollte einen eigenen Zugang zum Material finden, um nicht überflüssig zu klingen. Die norwegische Sängerin Rebekka Bakken muss diesbezüglich keine Sorgenfalten entwickeln. Ihre Art, Songs zu interpretieren, war immer von Subjektivität getragen. Ihr Timbre hat eine ganz eigene Tönung, und diese ist auch auf "Always on My Mind" (Sony) ein zentrales, tragfähiges Gestaltungsmittel. Davon profitieren Songs von Annie Lennox, Bob Dylan, Elton John, Randy Newman und der Beatles, deren "Yesterday" delikat in Melancholie getaucht wird. Auch Leichtgewichtiges wie "It Must Have Been Love" von Roxette oder "(Everything I Do) I Do It For You" von Bryan Adams erlangen dann tatsächlich so etwas wie Tiefe.

Rebekka Bakken - Topic

Ulrich Drechsler – "Azure"

"Liminal Zone" ist Ulrich Drechslers Projekt, das in den letzten Jahren seine unterschiedlichen Zugänge zu Stilfragen darstellen sollte. Es ist dreiteilig. Nach "Caramel" und "Chrome" ist nun also "Azure" (bei enja) an der Reihe. Hier erhebt sich Drechslers emphatischer Saxophonton über dampfende Rhythmen, alles wirkt intensiv, und der instrumentale Gesang verfügt über hohe Ausstrahlung. Drechsler weckt dabei auch Assoziationen an die hymnische Epik eines Gato Barbieri. Natürlich ist bei Drechsler der Musikrahmen ein ganz anderer, er integriert Elektronik und setzt auf Clubsounds. Über den tranceartigen Grooves erhebt sich aber eine arienartige Melodik, die Verwandtschaft mit dem Argentinier Barbieri vermuten lässt, ohne dass Drechsler epigonal wirkt.

Ulrich Drechsler

Franz Hautzinger – "Gomberg III–V – Airplay"

Nach Worten des Künstlers selbst, des Trompeters Franz Hautzinger, war die Erschaffung seines Alter Egos Gomberg musikalisch befreiend. Die nun vorliegende Aufnahme, mit Material, das zwischen 2006 und 2018 entstand, gibt diesbezüglich interessante Einblicke. "Gomberg III–V" (bei Trost erschienen) zeigt Trompeter Hautzinger im Dialog mit sich selbst, wie er eine ganz spezielle, auratische Soundwelt entstehen lässt, in der Intimität und Monumentalität einander die Hände reichen. Hier wandert einer mittels erweiterter Spiel- und Ausdruckstechniken emotional subtil zu sich selbst. (Ljubisa Tošić, 4.4.2023)

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