Vor dem Tatort in Sankt Petersburg wurden Blumen und Erinnerungstafeln aufgestellt.

Foto: EPA / Maltsev

Das Bombenattentat von Sankt Petersburg: Der Militärblogger Wladlen Tatarskij ist tot, 32 Menschen wurden zum Teil schwer verletzt. Was waren die Hintergründe? Im Netz, in den Medien beginnen die Spekulationen. Immerhin scheint eines klar zu sein: Es war ein Anschlag – und keine defekte Gasleitung.

Militärblogger Wladlen Tatarskij starb beim Bombenattentat in Sankt Petersburg am Sonntag
DER STANDARD

Alles andere ist zum jetzigen Zeitpunkt pure Spekulation. Der Duma-Abgeordnete Leonid Sluzki, Vorsitzender der rechtsextremen Partei LDPR, vermutet eine "ukrainische Spur". Beweise dafür: null.

Was ist mit der mutmaßlichen Attentäterin? Daria Trepowa ist in der Sankt Petersburger Aktivistenszene eine bekannte Figur. Bei einer Antikriegskundgebung im Februar 2022 wurde sie von der Polizei festgenommen. Wird die in Russland verbliebene Opposition militanter? Beweise dafür: auch null.

Präsident fest im Sattel

Was ist mit dem Opfer? Der Militärblogger und Kriegsberichterstatter, der eigentlich Maxim Fomin hieß, ist in der Szene durchaus bekannt. Sein Blog hat über 560.000 Abonnenten. Militärblogger sind glühende Verfechter der russischen Spezialoperation. Sie veröffentlichen Videos, aufgenommen von Frontsoldaten, kritisieren die Militärführung manchmal sehr deftig. War er zu unbequem? Beweise dafür: auch keine.

Wackelt jetzt Putin? Auch diese Frage wird gestellt. Dafür gibt es nicht nur keine Beweise, die Frage ist auch purer Unsinn. Putin sitzt fester denn je im Sattel. Man sollte keine voreiligen Schlüsse ziehen, die Ermittlungen abwarten. Die Frage ist nur, ob wir das Ergebnis je erfahren werden. (Jo Angerer, 3.4.2023)