Kleine Schimmelflecken auf Wänden oder Fensterfugen, die nur etwa handtellergroß sind, können selbst beseitigt werden, bei großflächigem Befall sollten Profis beigezogen werden.

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Wenn Heizkörper im Winter kalt bleiben, trifft feuchte Luft in Wohnungen auf kalte Wände – Schimmel entsteht. Schon im Herbst wurde wegen der Teuerungskrise befürchtet, dass viele Menschen weniger oder gar nicht mehr heizen werden. Wie sich nun herausstellt, traten die Befürchtungen ein.

Frage: Gab es heuer mehr Schimmel?

Antwort: Ja, laut diversen Fachleuten war das Problem größer als in den Vorjahren, aber "die große Welle" hat man etwa bei der Mietervereinigung nicht registriert. Zweifellos haben aber viele Menschen die Temperaturregler im vergangenen Winter heruntergedreht, um Geld zu sparen. Bei den Hausverwaltungen hat man mehr als sonst mit Schimmelproblemen zu tun, berichtet Udo Weinberger, Verwaltersprecher beim Verband der Immobilienwirtschaft (ÖVI). "Manche Leute haben einen Raum nicht mehr geheizt, dann aber ausgerechnet dort die Wäsche getrocknet." Da könne man dem Schimmel förmlich beim Wachsen zuschauen. "Und die Lüftungsfreudigkeit hat wohl auch abgenommen", sagt Weinberger. Die spärlich vorhandene Raumwärme sollte nicht vermeintlich sinnlos entweichen.

Auch Martin Zagler vom Schadensanierer Soluto berichtet, dass sein Unternehmen in den letzten Monaten häufiger als gewohnt von Hausverwaltungen und Genossenschaften wegen Schimmels gerufen wurde. Meist sei kein Wasserschaden der Grund gewesen, sondern zu wenig lüften und heizen. Außerdem seien die Menschen durch die mediale Berichterstattung sensibler geworden und würden vermehrt auf Schimmel achten.

Generell ziehe sich das Schimmelproblem "durch alle Gesellschaftsschichten", betont der Bausachverständige Remeco Rainer Reichel, der zu seinen Einsätzen mit Wärmebildkamera und Datenlogger anrückt, mit dem Raumluftfeuchtigkeit, Temperatur und Oberflächentemperatur erhoben werden. Allerdings betont der Experte auch, dass der vielerorts milde Winter Schlimmeres verhindert hat, weil Wohnungen nicht so stark ausgekühlt sind.

Frage: Warum ist es schlecht, wenn zu wenig gelüftet wird?

Antwort: Menschen atmen, duschen, kochen. Das sorgt für feuchte Luft. Liegt die Raumtemperatur unter 15 Grad und die Luftfeuchtigkeit über 65 Prozent, kondensiert die Feuchtigkeit an den kalten Stellen, so entsteht Schimmel.

Frage: Wie lüftet man richtig?

Antwort: Fenster gekippt lassen reicht nicht aus. Die feuchte Luft im Innenraum sollte komplett ausgetauscht werden. Am besten ist querlüften: mehrmals täglich für fünf bis zehn Minuten.

Frage: Besteht auch jetzt im April noch Schimmelgefahr?

Antwort: Wenn es, wie aktuell, um die null Grad hat, könne auch im April noch nicht aufs Heizen verzichtet werden, sagt Martin Zagler. "Uns bleibt leider nichts anderes übrig, als von September bis April immer wieder zu heizen – wenn auch mit Unterbrechungen." Denn auch wenn es im April tagsüber schon mal 20 Grad haben kann, kühlen die meisten Gebäude nachts wieder aus. Wer bei einer Raumtemperatur unter 20 Grad sitzend arbeiten muss, "der kann sich gar nicht so viel anziehen, dass er nicht friert."

Für Reichel ist die Saison "im Großen und Ganzen erledigt". Doch wenn im Herbst die Temperaturen wieder sinken, werde das Problem mit dem Schimmel in vielen Wohnungen wieder von vorne losgehen, wenn das Nutzerverhalten nicht geändert wird.

Frage: Was ist bei Schimmel zu tun?

Antwort: Kleine Schimmelflecken auf Wänden oder Fensterfugen, die nur etwa handtellergroß sind, können laut Reichel manuell entfernt werden, indem man sie mit hochprozentigem Alkohol einsprüht und abwischt. Auch Wasserstoffperoxid aus der Apotheke ist laut Zagler eine Option – Essig hingegen sei Futter für Schimmel und daher ungeeignet. Wichtig ist, auch alle umliegenden Flächen zu reinigen, um Sporen zu entfernen. Bei Schimmelflecken, die größer sind, wird das Beiziehen von Profis empfohlen. Allerdings sollte man bei der Auswahl der Fachfirma laut Reichel darauf achten, wie diese dem Schimmel zu Leibe rücken: "Es gibt Unternehmen, die setzen nur auf Vernebelung", das sei nicht ausreichend.

Frage: Ist Schimmel immer eine Gesundheitsgefahr?

Antwort: Nein. Wenn etwa nur Fensterfugen betroffen sind, befinden sich laut Zagler in der Regel keine Schimmelsporen in der Luft. Je größer die betroffene Stelle ist, desto gefährlicher.

Frage: Wer muss die Schimmelentfernung bezahlen?

Antwort: Grundsätzlich der Vermieter, die Kosten können aber unter Umständen vom Mieter zurückverlangt werden, sagt AK-Wohnrechtsexperte Walter Rosifka. Und er sowie auch Udo Weinberger vom ÖVI betonen, dass Mieterinnen und Mietern auch wegen "nachteiligen Gebrauchs der Wohnung" gekündigt werden kann, wenn es in einer Wohnung immer wieder Schimmelbildung gibt. "Als Vermieter kann man das nicht alleine beheben, der Mieter muss mitspielen", sagt Weinberger. (Martin Putschögl, Bernadette Redl, Franziska Zoidl, 4.4.2023)