Grüne Nail-Art, kreiert von der künstlichen Intelligenz.
Foto: midjourney

Nagelhaut stutzen, Nägel feilen und Lieblingsfarbe drauf: So unkompliziert ist eine Maniküre schon lange nicht mehr. Denn auch beim kleinen Luxus des Alltags sind die großen Krisen der Welt angekommen. Um Wasser zu sparen, trenden in New Yorker Nagelsalons Waterless Pedicures. In Wiener Nagelsalons bleibt das Wasser an, dafür stehen immer mehr vegane Produkte in den Regalen.

VIDEO: Zum vergangenen Weltvegantag stellten wir uns die Frage "Wie vegan is(s)t Österreich?".
DER STANDARD

Alternative zum Shellack

Bei "Mooi Beauty" im 8. Bezirk in Wien gibt es den "Green Flash". Er wird als nachhaltigere Alternative zum klassischen Shellack, also dem quasi unverwüstlichen UV-Lack, beworben. Damit sei man das erste Nagelstudio Wiens mit dem Produkt im Angebot, wie Geschäftsführerin Petra Mair stolz erzählt. Weitere dürften aber folgen.

LED-Nagellack
Der LED-Lack von Manucurist hält fast so gut wie Shellack, dafür ist eine Investition nötig. Im Set bei Douglas, 78,99 Euro
Foto: Lukas Friesenbichler

Der pflanzenbasierte Lack wurde von der französischen Marke Manucurist entwickelt. Er kommt in einer knallgrünen Flasche daher – keine Sorge, es gibt ihn nicht nur in Grün. Der Lack wird in zwei Schichten aufgetragen, mittels LED-Lampe gehärtet und soll bis zu zehn Tage halten. Ein Unterschied zum Shellack: Er lässt sich mit herkömmlichem, acetonfreien Nagellackentferner abnehmen.

Der Selbsttest zeigt: Die Lack-Variante ist nicht ganz so glänzend wie Shellack, sondern etwas dezenter, hält aber tatsächlich gut eine Woche, bevor sie ein wenig zu splittern beginnt. Mit Nagellackentferner lässt sich die bunte Zier einfach abziehen, was ein seltsam befriedigendes Gefühl auslöst. Das "Green Flash Kit" – also ein komplettes Set aus Base Coat, Top Coat, Farbe und der zum Aushärten nötigen Lampe – gibt es im Handel. Ein bisschen Übung und Zeit ist im Umgang mit der Lampe und dem Lack, der sehr dünn aufgetragen werden muss, aber nötig.

Vegane Marken

Naturkosmetik
Der Nagellack von La Biosthétique lässt sich dank breitem Pinsel besonders gut auftragen. Bei Ossig, 17,50 Euro
Foto: Lukas Friesenbichler

Einfacher gehts mit herkömmlichen Nagellack, der hält aber nicht so lange. Aber auch hier gibt es vegane Alternativen, wie etwa von "La Biosthétique". Im Nagelstudio Babetown im 8. Bezirk in Wien wird die Maniküre mit der veganen Marke "Nailberry" angeboten. Damit spreche man ein anderes Publikum an, erzählt Julia Fodor, eine der Geschäftsführerinnen: "Das ist ein neuer Markt für Menschen, die darauf achten – oder die Vorurteile gegen andere Produkte haben." Auch bei Sweet Treat im ersten Wiener Bezirk bietet man standardmäßig "Nailberry" an: "Er hält sehr gut, braucht aber länger zum Trocknen", sagt Geschäftsführer Roland Schneider. Insgesamt sei es "nicht immer einfach, die gleiche Qualität in Öko zu finden", da gebe es Aufholbedarf.

Veganer Standard
Der Lack von Nailberry deckt schon mit der ersten Schicht gut und hält sehr solide. Bei Staudigl, 21 Euro
Foto: Lukas Friesenbichler

Den "Waterless"-Trend aus New York findet man hierzulande – noch – kurios. Aber auch bei heimischen Nagelstudios wird beispielsweise immer öfter auf Alufolie zum Entfernen der Gelnägel verzichtet. Insgesamt bleibe die Nachhaltigkeit bei Nagellacks aber wohl eine Nische, sagt Julia Fodor: "Wenn man schaut, was bei Amazon bestellt wird, sind das meistens die billigsten Nailkits."

Und am Ende kommt ein Großteil der Kundschaft für den unverwüstlichen, aber nicht sehr nachhaltigen Shellack ins Studio: Wenn schon, denn schon. "Die einen wünschen sich Bequemlichkeit und greifen zu Shellack, und die anderen nehmen für das gute Gewissen ein paar Abstriche in Kauf", sagt Roland Schneider. Bloß nicht die Hände schmutzig machen. (RONDO, Franziska Zoidl, 10.4.2023)