Ob man Küchenmesser lieber mit der Hand abwaschen soll, darüber scheiden sich die Geister.
Foto: Heribert Corn

Pro
von Siegfried Lützow

"Welcher Dillo macht so was?", frug Kollegin Harrer liebevoll. Und es wäre gelogen zu behaupten, dass ich nur aufgezeigt habe, um wenigstens einmal mit ihr Seite an Seite auf einer Seite stehen zu dürfen. Ich geb’s zu. Mir ist kein Messer zu teuer, zu lieb, zu wertvoll, um es nicht der Maschine zu überantworten. Das hat mit Faulheit nichts zu tun, gesunde Vorsicht kann ich aber wohl ins Treffen führen. Selten überstehe ich das Schneiden unverletzt, den Gefahren, die die händische Reinigung meiner Messer mit sich bringen, setze ich mich dann lieber nicht mehr aus.

Warum auch? Die guten Stücke, mit Hephaistos’ Segen von kräftigen Frauen und Männern per Hand geschmiedet, beharrlich gehärtet, quasi für die Ewigkeit hergestellt, sollen das strom- und wassersparende Schonprogramm meiner Maschine nicht aushalten? Gerade wegen ihrer angeblichen Unverwüstlichkeit habe ich für sie ja unverschämt viel bezahlt. Gut, sie verlieren mit der Zeit an Schärfe, aber das lässt sich gutmachen. Und sei es mit einer anderen Maschine. Ich wäre wahrlich ein Dillo, sie nicht zu benützen.

Kontra
von Gudrun Harrer

Erstens bin ich völlig expertenhörig. Wenn sie sagen, ich soll mir ein Jaukerl geben lassen, tu ich es, wenn sie sagen, dass man Kochmesser nicht in den Geschirrspüler gibt, dann tu ich es nicht (nur die Maske in Niederösterreich setze ich mir ganz freiwillig auf, ich will mir nicht holen, was da grassiert). Na ja, ganz so brav bin ich auch wieder nicht, im sechsten Jahrzehnt lässt die Klosterschulerziehung langsam nach.

In Wahrheit ist es eine Abwägungssache, ein Gegenüberstellen von Faulheiten. Was ist weniger aufwendig: das Messer schnell einmal abwaschen oder sich mit Messerabziehern oder Tonhäferln ans Werk machen? Na eben. Außerdem ist meine Schulter arthritisch. Fremdhilfe gibt’s auch nicht ums Eck: Die Zunft der Messerschleifer, in deren Abzocke man sich früher gerne begab, stirbt langsam aus. Und wenn man, wie jeder kultivierte Mensch, mit einem umfangreichen Messerset in den Urlaub reist (so man in Ferienhäusern residiert), muss der Schliff wochenlang halten. Mit rohen Eiern gehe ich gröber um als mit meinen Kochmessern. (RONDO, 24.4.2023)