Trauernde marschieren nach dem Tod des palästinensischen Teenagers in Jericho.

Foto: APA/AHMAD GHARABLI

Ramallah/Tel Aviv/New York – Bei einem israelischen Militäreinsatz im besetzten Westjordanland ist laut palästinensischen Angaben ein 15-jähriger Palästinenser getötet worden. Wie das palästinensische Gesundheitsministerium am Montag mitteilte, habe der Jugendliche im Flüchtlingslager Aqabat Jaber in der Nähe von Jericho Schussverletzungen am Kopf, der Brust und im Bauchbereich erlitten. Zwei weitere Menschen wurden demnach verletzt.

Die israelische Armee hatte zuvor einen Einsatz von "Sicherheitskräften" in Aqabat Jaber angekündigt. Einzelheiten nannte die Armee nicht.

Tausende Israelis bei Solidaritätsmarsch

Unterdessen haben am Montag Tausende von Israelis, darunter rechtsextreme Minister und Abgeordnete, an einem streng bewachten Marsch zu einem Siedlungs-Außenposten im besetzten Westjordanland teilgenommen. Die Route führte zu dem Außenposten Eviatar südlich der Palästinenserstadt Nablus. Ziel war es, Solidarität mit den israelischen Siedlern im Westjordanland zu zeigen.

Am Freitagabend wurde bei einem Anschlag in Tel Aviv ein 36-jähriger italienischer Tourist getötet, sieben weitere Touristen wurden verletzt. Wenige Stunden zuvor waren zwei junge Schwestern bei einem Anschlag im Westjordanland getötet und ihre Mutter lebensgefährlich verletzt worden. Die Armee sucht weiter nach den palästinensischen Tatverdächtigen. Die Opposition kritisierte, der Solidaritätsmarsch halte die Sicherheitskräfte von ihren eigentlichen Aufgaben in dieser angespannten Zeit ab.

Als "Außenposten" werden illegale Ansiedlungen bezeichnet. Üblicherweise stellen Siedlerinnen und Siedler zunächst Container auf ihrem Wunschland auf, aus denen schließlich feste Siedlungen werden sollen. Palästinenserinnen und Palästinenser werden von ihrem Land abgeschnitten und ferngehalten. Der Außenposten Eviatar war vor rund zwei Jahren nach einer Einigung mit den Einwohnerinnen und Einwohnern geräumt worden. Mitglieder der rechts-religiösen Regierung von Benjamin Netanyahu streben jedoch eine Legalisierung und Wiederbesiedlung von Eviatar an. Palästinenserinnen und Palästinenser aus nahe liegenden Ortschaften beanspruchen das Land als ihr Eigentum. Bei Protesten an dem Ort waren in den letzten Jahren mehrere Palästinenser getötet worden.

600.000 illegale Siedlerinnen und Siedler im Westjordanland

Israel hatte 1967 das Westjordanland und Ost-Jerusalem erobert. Dort leben heute mehr als 600.000 israelische Siedlerinnen und Siedler. Israel unterscheidet zwischen Siedlungen, die mit Genehmigung der Regierung entstanden, und "wilden Siedlungen", die per Gesetz rückwirkend legalisiert werden sollen. Aus internationaler Sicht sind dagegen alle Siedlungen illegal. Der UNO-Sicherheitsrat hatte Israel Ende 2016 zum vollständigen Siedlungsstopp in den besetzten Gebieten aufgefordert. (APA, 10.4.2023)