Ägyptens Präsident Abdelfattah al-Sisi steht auch Russland nahe.

Foto: EPA/Sisi

Bei allen Vorbehalten gegen Details der geleakten US-Dokumente: Auch wenn Ägypten dementiert, jemals auch nur erwogen zu haben, Russland für den Krieg gegen die Ukraine Raketen aus seiner eigenen Produktion zu liefern, wird doch wieder einmal ein Schlaglicht auf eine unbequeme Realität geworfen. Eine der Säulen der US-amerikanischen Nahostpolitik seit der späten 1970er-Jahre – und hinter Israel der größte Empfänger von US-Militärhilfe in der Region – ist in hohem Maß an Russland gebunden.

Ironisch könnte man sagen: In dieser Hinsicht ist der autoritäre Präsident Abdelfattah al-Sisi dem Vermächtnis des von ihm verehrten Gamal Abdel Nasser treu geblieben, der trotz Blockfreiheit im Kalten Krieg sicherheitspolitisch auf Moskau setzte. Das ägyptische Vertrauen in US-Präsident Joe Biden, den einstigen Vize von Barack Obama, der 2011 Hosni Mubarak fallenließ, ist denkbar gering.

Wie andere, auch reiche US-Verbündete ist Ägypten in der Uno-Vollversammlung – wo es nichts kostet – ab und zu bereit, mit dem "Westen" zu stimmen, sonst trägt es dessen Ukraine-Politik nicht mit. Aber Ägypten steht dazu wirtschaftlich das Wasser bis zum Hals. Der Bau des ersten Atomkraftwerks in Ägypten ist nicht nur technisch, sondern auch finanziell in russischer Hand. Und die russische Zentralbank hat das ägyptische Pfund in ihre offizielle Liste der Fremdwährungen aufgenommen. Sisi braucht die Russen – und pokert. (Gudrun Harrer, 12.4.2023)