In seiner Zeit als Botschafter Ihrer Majestät in Wien war Leigh Turner der Popstar unter den Diplomaten. Er war in gutem Deutsch in Medien präsent, schrieb unter einem Pseudonym Komödien und Thriller, und seine Blogeinträge gingen oft viral, vor allem jener, in dem erzählte, wie er im Lainzer Tiergarten von einem Wildschwein attackiert wurde.

Turner erzählt in ganz kurzen Kapiteln über Ereignisse und Begegnungen aus seiner langen Karriere, die ihn von London über Wien, Moskau, Berlin, Kiew, Istanbul wieder nach Wien brachte.
Foto: Czernin Verlag

Nach fünf Jahren als britischer Botschafter ging Turner 2021 in Pension und lebt nun als freier Autor in Amsterdam und London. Seine gerade auf Deutsch erschienenen Erinnerungen The Hitchhiker’s Guide to Diplomacy zeigen, was den heute 65-Jährigen so interessant macht.

Der Titel, inspiriert von Douglas Adams, fasst seine Erfahrungen in einem guten Dutzend Ländern zusammen: So wie er als junger Autostopper nie wusste, was ihn bei der nächsten Fahrgelegenheit erwartet, ist auch die Diplomatie voller Überraschungen, auf die man flexibel und manchmal unkonventionell reagieren müsse.

Turner erzählt in ganz kurzen Kapiteln über Ereignisse und Begegnungen aus seiner langen Karriere, die ihn von London über Wien, Moskau, Berlin, Kiew, Istanbul wieder nach Wien brachte. Einige Jahre war er im Außenministerium für die britischen Überseegebiete zuständig und war im Team, das sich mit der Übergabe Hongkongs an China 1997 befasste. In einer mehrjährigen Pause kümmerte er sich um seine Kinder und schrieb für die Financial Times – eine Lehre, die sich im Buch positiv niederschlägt.

Turner musste britische Positionen in schwierigen Augenblicken vertreten, etwa während der BSE-Affäre in den 1990er-Jahren in Deutschland oder des Brexits in Österreich. Dank seiner Stationierung in Moskau und Kiew kennt er viele Hintergründe des russisch-ukrainischen Kriegs, der eine zentrale Rolle im Buch spielt. Sein Tipp an junge Diplomaten: viel Lernen, viele Menschen treffen und sich Zeit zum Nachdenken lassen, bevor man etwas entscheidet. (Eric Frey, 14.4.2023)