Wenn die Luft rein ist, wagt sich die Feldgrille vorsichtig aus ihrem Bau heraus. (Belichtungszeit 1/400 Sek., Blende f5, Lichtempfindlichkeit ISO 450, Brennweite 300 mm am APS-C-Sensor entspricht Bildwirkung v. 450 mm umgerechnet aufs Kleinbildformat)

Foto: Michael Simoner

Grillen im Garten? Nein, nicht der Brutzelspaß mit Brennspiritus und Bier. Ich meine die schwarzen Heuschrecken, deren Zirpen zum vertrauten Sound des Sommers gehört, die man aber eher selten zu Gesicht bekommt, weil sie sehr scheu sind und in Erdlöchern wohnen.

Über ein solches Loch bin ich kürzlich auf einer Böschung im Garten quasi gestolpert. Für ein Maus- oder Maulwurfsloch war es zu klein, für den Eingang eines Erdhummelnestes zu groß. Neugierig hab ich mich also während einer sonnigen Regenpause auf die Lauer gelegt. Tatsächlich dauerte es nicht lange, bis feststand, dass hier auch nicht der Lochgott von Cartoonist Rudi Klein zu Hause ist, sondern eine Feldgrille (Gryllus campestris).

Rückwärtsgang

Vorsichtig und langsam überprüfte sie, ob die Luft rein ist, und warf kleine Erdbrocken aus dem Bau. Beim geringsten Zucken meinerseits oder auch nur, wenn ein Vogel zu nahe vorbeiflog, verschwand sie blitzschnell. Zwischendurch schob sie immer wieder auch rückwärts heraus. So ein Grillenpo ist gepanzert und ziemlich stachelig. Mit ihrem bulligen Kopf, den ausgeprägten Beißwerkzeugen und kräftigen, mit Dornen versehenen Hinterbeinen könnte die Feldgrille überhaupt Karriere als Filmmonster machen.

Unser Exemplar ist, soweit ich erkennen konnte, noch nicht erwachsen, es handelt sich um ein spätes Larvenstadium. Die goldbraunen Flügel fehlen noch. Mit denen wird die fertige Imago nach der zehnten und letzten Häutung zwar nicht fliegen können, aber die Flügel sind die Musikinstrumente der Männchen.

Stridulation in der Arena

Die Flügel werden rasch gegeneinander bewegt, dabei scharrt eine Kante über eine gerippte Schrillader – dieses Zirpen, das Weibchen anlocken soll, heißt in der Fachsprache Stridulation. Zirpende Grillen sitzen direkt im Eingangsbereich ihrer Erdhöhle, in der sogenannten Arena, wo sie das Optimum an Akustik herausholen. Der Kopf ist beim Singen nach innen gerichtet.

Das Konzert der Feldgrillen wird schon im Mai losgehen, andere Heuschrecken folgen im Sommer – aber bitte nicht wieder direkt vor dem Schlafzimmerfenster. (Michael Simoner, 19.4.2023)

Perfekte Grillenhöhle mit Grünzeug über dem Eingang und einem gerodeten Zugang. (1/200 Sek., f8, ISO 360, 105 mm Makro, APS-C)
Foto: Michael Simoner
Hallo! Das Grillengesicht ist schon zu erahnen. (1/250 Sek., f8, ISO 560, 105 mm Makro, APS-C)
Foto: Michael Simoner
Hier schiebt die Feldgrille im Rückwärtsgang heraus. Die kräftigen Hinterbeine sind mit Dornen besetzt. (1/200 Sek., f8, ISO 400, 105 mm Makro, APS-C)
Foto: Michael Simoner
Diese Grille verirrte sich im Vorjahr ins Wohnzimmer. Die Bergung mittels Einmachglas musste ich natürlich fotografisch dokumentieren. (1/250 Sek., f8, ISO 450, 105 mm Makro, Vollformat, Blitz)
Foto: Michael Simoner