Freigelassene Gefangene verlassen ein Flugzeug nach der Ankunft auf dem Flughafen von Sanaa.

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Riad/Aden – Die Friedensgespräche zwischen Saudi-Arabien und den Huthi-Rebellen im Jemen sind vorerst beendet, weitere Runden sollen folgen. Die saudi-arabische Delegation sei am Donnerstag aus der jemenitischen Hauptstadt Sanaa abreist, sagten zwei jemenitische Insider. Vertreter der Huthi sprachen von "gut verlaufenen" Beratungen, verbleibende Schwierigkeiten könnten "mit Entschlossenheit und ehrlichen Absichten" gelöst werden. Als Zeichen des guten Willens habe der Austausch von fast 900 Gefangenen begonnen, teilte das Internationale Komitee vom Roten Kreuz (IKRK) am Freitag mit.

Zwei Flugzeuge aus der von der Regierung kontrollierten Stadt Aden mit insgesamt 249 Menschen seien in die Huthi-kontrollierte Hauptstadt Sanaa geflogen Zwei weitere Maschinen, die 69 ehemalige Gefangene transportieren, hätten zudem Sanaa Richtung Aden verlassen.

Der Uno-Sondergesandte für den Jemen, Hans Grundberg, hatte Mitte März beide Seiten in einer Erklärung zu "ernsthaften Gesprächen" aufgefordert, um die Freiheit für "so viele Gefangene wie möglich" zu erwirken. Den bisher größten Austausch von Gefangenen hatte 2020 das Rote Kreuz ermöglicht. Damals wurden mehr als 1.000 Gefangene innerhalb von zwei Tagen freigelassen.

Erneutes Treffen im Mai

Nun sollen die Huthi-Rebellen etwa 180 Gefangene freilassen, auch aus Saudi-Arabien und dem Sudan. Im Gegenzug soll die Regierung, an deren Seite Saudi-Arabien gegen die Huthi kämpft, etwa 700 Gefangene freilassen. Zudem sollen ranghohe Militärvertreter der Regierung sowie auch mehrere Journalisten freikommen.

Insgesamt 887 Gefangene sollten übergeben werden, teilte das IKRK mit. Es werde seine Flugzeuge einsetzen, um die Freigelassenen zwischen sechs Städten im Jemen und in Saudi-Arabien zu transportieren.

Die Überstellung aller Menschen werde drei Tage dauern, teilte das IKRK am Freitag mit. Die Betroffenen seien auf ihre Reisetauglichkeit untersucht worden.

Im Mai würden sich Vertreter beider Seiten erneut treffen, um über weitere Freilassungen zu beraten. "Mit diesem Akt des guten Willens werden hunderte Familien wieder vereint, die durch die Konflikte auseinandergerissen wurden", sagte Fabrizio Carboni, IKRK-Regionaldirektor für den Nahen und Mittleren Osten. "Unser tiefer Wunsch ist, dass diese Freilassungen Impulse für eine umfassendere politische Lösung geben."

Gespräche als Hoffnungsschimmer

Parallel dazu vermittelt der Oman Gespräche zwischen Saudi-Arabien und den Huthi, deren Delegationen sich jetzt in Sanaa trafen. Sie sollen zu einem dauerhaften Waffenstillstand in dem seit acht Jahren währenden Bürgerkrieg führen. Zwei jemenitische Insider sagten, die Parteien könnten sich auf ein erweitertes Waffenstillstandsabkommen einigen, während sie an der Beilegung der verbleibenden Differenzen arbeiteten. Zu den wichtigsten Streitpunkten gehören unter anderem die Verteilung der Öleinnahmen zwischen dem Norden und dem Süden des Jemen sowie ein Zeitplan für den Abzug ausländischer Streitkräfte.

Die Gespräche sind ein Hoffnungsschimmer für den verarmten Jemen und seine unter dem Krieg leidende Bevölkerung. Möglich wurden sie durch eine Annäherung Saudi-Arabiens und des Iran, die in der Region um die Vorherrschaft ringen und im Jemen gegnerische Parteien unterstützen. Vor einigen Wochen vereinbarten die beiden Rivalen die Wiederaufnahme ihrer 2016 abgebrochenen diplomatischen Beziehungen.

Im Jemen unterstützt der Iran die schiitischen Huthi-Rebellen, Saudi-Arabien führt eine Gruppe sunnitisch geprägter Golfstaaten an, die an der Seite der von den Huthi bekämpften Regierung steht. Während der Kämpfe wurden zehntausende Menschen getötet. Die Wirtschaft des Jemen ist zusammengebrochen. Die Bevölkerung ist von einer Hungerkatastrophe bedroht. Rund 80 Prozent der Menschen sind abhängig von internationaler Hilfe.

Die Huthi-Rebellen hatten Ende 2014 den von Saudi-Arabien unterstützten Präsidenten Abd-Rabbu Mansur Hadi gestürzt, dem sie Korruption und Misswirtschaft vorwarfen. 2015 schaltete sich Saudi-Arabien in den Konflikt ein und schmiedete eine Allianz sunnitischer Länder gegen die Huthi. Die von Saudi-Arabien gestützte Regierung kontrolliert den Süden des Landes, die schiitischen Huthi-Rebellen dagegen den Norden. Erschwert wird die Lage dadurch, dass mehrere jemenitische Gruppen um Einfluss ringen. (Reuters, APA, 14.4.2023)