In Deutschland wird der Anbau von Cannabis-Pflanzen, wenn auch streng reglementiert, erlaubt. Der Erwerb und Besitz von Marihuana wird ermöglicht, auch hier werden enge Grenzen gezogen. Personen, die wegen Cannabis-Besitzes in geringen Mengen verurteilt wurden, können bald mit einer Amnestie rechnen. Während Deutschlands Ampelkoalition bei der Legalisierung von Cannabis voranschreitet, setzt Österreichs Politik auf die wohlerprobte Vogel-Strauß-Taktik. Die Kanzlerpartei ÖVP, aber auch FPÖ und SPÖ wollen über eine Legalisierung nicht einmal diskutieren.

Das ist ein Fehler – und blendet eine Realität aus, die auch da ist, wenn man die Augen vor ihr verschließt. Laut dem aktuellen Drogenbericht 2022 haben 30 bis 40 Prozent der Jugendlichen und jungen Erwachsenen zumindest einmal Konsumerfahrungen mit Cannabis gesammelt. Das Gesundheitsministerium weist darauf hin, dass sieben Prozent der Mädchen und neun Prozent der Burschen ab Schulstufe neun Cannabis konsumieren. Diese Jugendlichen werden derzeit kriminalisiert.

Natürlich gilt es, Präventionsangebote auszubauen und vor allem Jugendliche vor problematischem Drogenkonsum zu beschützen. Risiken dürfen nicht verharmlost werden. Aber so zu tun, als ob Cannabis kein Teil der Gesellschaft sei, ist falsch. Es braucht eine ehrliche, wissenschaftlich begleitete und ergebnisoffene politische Debatte zum Thema Legalisierung. Da muss Österreich endlich ins Rollen kommen. (David Krutzler, 14.4.2023)