Der Ausruf "Ein Klavier, ein Klavier!" aus einem Loriot-Sketch ist inzwischen in die deutschsprachige Folklore eingegangen. Es geht darum, dass "Muttilein" mit gespielter Überraschung auf die Lieferung des Klaviers reagieren soll, damit Papa (Loriot) das auf Video bannen kann.

Oft zugeklappt: Der goldene Flügel im Parlament.
Foto: Hans Klaus Techt

Mit ähnlich dramatischer Spannung kündigte nun Nationalratspräsident Wolfgang Sobotka an, er wolle das goldene Klavier, das seit der Parlamentsrenovierung im Empfangsraum des Präsidenten steht, nunmehr um 120.000 Euro kaufen, statt weiterhin nur um 3000 Euro im Monat zu mieten.

Der Bösendorfer ist mit einer goldenen Jugendstil-Ornamentik ausgestattet, ohne die es möglicherweise auch gegangen wäre – zumal das Instrument meist zugeklappt ist, was den Besuchern des Hauses den Anblick dessen verwehrt, was um ihr Steuergeld angeschafft wurde.

Wie die Debatte um den teuren Flügel ausgeht, ist unklar, obwohl Nationalratspräsident Sobotka sich ja nicht scheut, seine Befugnisse unbeirrt und in präsidialer Majestät auszuschöpfen. Zu wenig gewürdigt wurde dabei übrigens eine andere Verschönerungsaktion seinerseits: In der klassizistischen Säulenhalle des Parlaments ließ Sobotka zwischen den 24 korinthischen Marmorsäulen vier riesige Blumenvasen mit rosa Kirschblüten aus Plastik aufstellen. Diese Kitschblüten des präsidentiellen Geschmacks sind noch viel peinlicher als das goldene Klavier. (Hans Rauscher, 14.4.2023)