Die Eskalation war angekündigt: Dass ein Armeegeneral und ein Milizenführer die Rückkehr zu einem demokratischen Prozess im Sudan friedlich und unter Einbeziehung ziviler Kräfte managen würden, war im Grunde nie zu erwarten. Von äußeren Akteuren – nahen wie Ägypten oder fernen wie den Vereinigten Arabischen Emiraten – werden sie zudem für deren Machtpolitik benützt.

Militärjuntachef Abdelfattah al-Burhan und sein Vize Mohamed Hamdan Dagalo, genannt Hemeti: Als es darum ging, 2019 das alte Regime von Omar al-Bashir zu stürzen und gleich danach mit vereinten Kräften die zivile Revolutionsbewegung niederzuknüppeln, waren sie sich noch einig, ebenso, als sie die Zivilisten nach einem kurzen Zwischenspiel wieder per Putsch aus der Regierung verdrängten. Hauptsächlich aus wirtschaftlichen Gründen – Sudan braucht dringend Legitimation, um Finanzhilfe von außen zu erhalten– mussten sie nun versuchen, wieder zu einer auch im Westen akzeptierten Regierungsform zurückzufinden. Das überlebte ihre Allianz nicht.

Grausame Ironie der Geschichte ist, dass nun ausgerechnet eine Figur wie Hemeti als Vertreter des inklusiven Wegs – als solcher versuchte er sich zu stilisieren – und Bollwerk gegen den Islamismus gilt, gegen Militärchef Burhan: Bei den Rapid Support Forces (RSF), die am Samstag den Präsidentenpalast angriffen, handelt es sich um jene von Hemeti geschaffenen Milizen, die früher als "Janjaweed" im Darfur-Krieg Kriegsverbrechen verübten. Beim Konflikt mit Armeechef Burhan geht es auch um die Integration der Milizen in die regulären Sicherheitskräfte: Seine Privatarmee aufgeben wollte Hemeti nun doch nicht. Am Wochenende war unklar, wie es weitergehen würde: Aber wer von den beiden auch obsiegt, es ist kein Guter. (Gudrun Harrer, 16.4.2023)