Impulsgeber für diese Ansichtssache ist natürlich die Auto Shanghai 2023. Beginnen wir mit dem Polestar 4. Das SUV-Coupé, für dessen stilistisch stimmiges Erscheinungsbild der aus Österreich stammende Chefdesigner Maximilian Missoni verantwortlich zeichnet, folgt dem Polestar 3 sozusagen auf dem Fuß, Österreich-Marktstart ist nämlich Anfang 2024. Der 94-kWh-Akku (netto) bringt den 200 kW (272 PS) starken Hecktriebler bis zu 600 km weit, den 400 kW (544 PS) starken Allradler immerhin noch bis zu 564 km, die 80-Prozent-Ladung mit 200 kW ist in 32 Minuten absolviert.

Foto: Polestar

Bei gleichem Radstand von drei Metern ist der Polestar 4 kürzer (4,84 m statt 4,90) und flacher (1,54 m statt 1,61) als der 3er, mit dem er sich die technische Architektur teilt. Der Kofferraum fasst 500 bis 1536 Liter Volumen, der Frunk 15 und die Anhängelast beträgt in der 2WD-Version 1500 kg, in jener mit 4WD 2000.

Foto: Polestar

Bei VW steht die Weltpremiere des ID.7 im Mittelpunkt des Salonauftritts. Das Flaggschiff der ID-Baureihe ist knapp fünf Meter lang und soll wohl eher das Erbe des Phaeton antreten als eine elektrische Interpretation des Arteon verkörpern. Die E-Maschine leistet 210 kW (286 PS), zwei Akkugrößen stehen zur Auswahl: eine mit 77, eine mit 85 kWh netto. Damit soll die elegant anmutende Fließhecklimousine bis zu 700 km weit kommen, die maximale Ladeleistung liegt bei rund 200 kW; exakte technische Daten stehen aber noch aus.

Foto: Volkswagen

Innen gibt es unter anderem ein neues Bedien- und Displaykonzept, am auffälligsten ist dabei der zentrale, serienmäßige 15-Zoll-Bildschirm. Das Konzept soll bedienfreundlicher sein, setzt aber immer noch praktisch ausschließlich auf Touch. Eine Shooting-Brake-Version des ID.7 ist ebenfalls vorgesehen, das wäre dann der lange erwartet Elektro-Kombi aus dem Hause Volkswagen. Österreich-Marktstart für den ID.7 ist im Oktober.

Foto: Volkswagen

Dann macht noch Smart auf der Automesse auf sich aufmerksam, mit dem #3, dem zweiten Modell nach dem #1 und in der neuen Ära. Mercedes hat die bisher eher glücklose Kleinstwagenmarke ja 2019 in ein 50:50-Prozent-Joint-Venture mit Geely eingebracht, bei dem die Aufgabenstellung so aussieht: Die Deutschen sind für das Design zuständig, die Chinesen für den ganzen Rest. Beim Smart #3 handelt es sich um die sportive SUV-Coupé-Interpretation des #1, und außer 4,40 m Länge gibt der Hersteller noch keine technischen Daten bekannt. Das Fahrzeug kommt bei uns Anfang 2024 in den Handel.

Foto: Smart

Schanghai-Debüt auch für den Cayenne. Porsches erfolgreicher großer SUV, in aktueller Generation seit Ende 2017 auf dem Markt, wurde akribisch überarbeitet, das Maßnahmenpaket umfasst bei beiden Karosserievarianten gleichermaßen Design, Antrieb, Fahrwerk und Ausstattung. Der Hersteller avisiert unter anderem eine größere Bandbreite zwischen Straßen- und Geländekönnen, ein neues Bedienkonzept inklusive digitalem Cockpit zollt den neuen Gegebenheiten Tribut. Im kernkompetenten Antriebskapitel löst ein 4,0-Liter-V8-Biturbo mit 349 kW (474 PS) den bisherigen V6-Benziner als Top-Motorisierung ab. Und beim Plug-in-Hybrid-Cayenne steigt dank des neuen, 30 kW stärkeren E-Motors (130 kW) die Systemleistung auf 346 kW (470 PS), dank größerer Batteriekapazität (25,9 kWh statt bisher 17,9) erhöht sich die elektrische Reichweite auf bis zu 90 km. Österreich-Marktstart ist im Juli.

Foto: Porsche

Aber auch abseits der Messe in Schanghai tut sich einiges diesen Frühling. Lamborghini zum Beispiel schlägt ein neues Kapitel auf und wird elektrisch. Na ja, vorerst einmal gaaanz behutsam und teilweise. Denn der Nachfolger des Aventador, der Revuelto – laut Hersteller der "erste Supersportwagen mit V12-Plug-in-Hybrid" –, kommt rein elektrisch berauschende zehn Kilometer weit. Ist aber insofern Nebensache, als der Hauptauftrag der Karbonflunder in deren Blechkleid geschrieben steht: Höchstleistung. Die liegt bei 746 kW (1015 PS) und setzt sich zusammen aus einem neu entwickelten V12-Saugmotor und drei Elektromotoren. Fürs bald einmal historische Quartett: 0 auf 100 km/h geht die Reise in 2,5 Sekunden, die Höchstgeschwindigkeit liegt jenseits von 350 km/h.

Foto: Lamborghini

Aus Van wird SUV: Mit dem jetzt auslaufenden Modell war der Schritt schon abzusehen, nun, in sechster Generation, wird der einstige Kult-Minivan Espace endgültig zum SUV. Die Unverwechselbarkeit im Design ist zwar dahin, aber um noch Anschluss an die Tradition zu wahren, bleibt es bei Frontantrieb und einem Konzept mit wahlweise fünf und sieben Sitzplätzen. Statt zuletzt 4,86 m nimmt sich der Neue auf 4,72 m Länge zurück, mit ein Grund für die Gewichtsersparnis von bis zu 215 kg. Im Antriebskapitel verweist Renault auf Vollhybrid mit 146 kW (199 PS) Systemleistung und 4,7 Liter Normverbrauch auf 100 km. Ab Herbst.

Foto: Renault

Macht VW Elektroautos am Ende doch noch halbwegs erschwinglich, zu Volks-Wagen? Die Ansage zum ID. 2all lässt jedenfalls aufhorchen: Das der Studie 2025 folgende Serienmodell ID.2 soll preislich bei unter 25.000 Euro starten. Momentane Auslegung: 4,05 m Länge, 2,60 m Radstand, 490 bis 1330 Liter Kofferraum, 166-kW-Motor, Frontantrieb und ca. 450 km Reichweite. Und das Ganze sieht auch noch recht adrett aus. Der Hersteller fasst es so zusammen: geräumig wie ein Golf, preiswert wie ein Polo.

Foto: Volkswagen

Und zuletzt Peugeot. Limousine und Kombi der Baureihe 508 zählen zu den gefälligsten Erscheinungen im derzeitigen Straßenbild. Nun wurden beide zur Modellpflege gesandt, die optisch auffälligste Veränderung ist an der Front auszumachen: neues Familiengesicht mit markanter Lichtsignatur. Statt des bisherigen Säbelzahntigers machen jetzt drei (LED-)Krallen links und rechts Peugeots als solche identifizierbar. Im Antriebskapitel stehen ein Benziner und ein Diesel mit je 131 PS zur Auswahl, ergänzt von zwei Plug-in-Hybridversionen mit 180 und 225 PS. Ab Sommer. (Andreas Stockinger, 17.4.2023)

Foto: Peugeot