Reed Hastings, der Gründer von Netflix, präsentiert auf diesem Bild von 2004 eines der typischen roten Kuverts des Unternehmens.

Foto: Fred Prouser

Jüngeren Semestern dürfte Netflix vor allem als Streaming-Anbieter bekannt sein. Dabei hat das Unternehmen ganz anders begonnen: als eine Art Videothek. Nur dass man ausgeliehene DVDs nicht mehr in eine Filiale zurückbringen musste, sondern sie per Post hin und her schickte. Doch damit ist nun Schluss, wie Netflix mitteilte. Am 29. September 2023 werden die letzten DVDs verschickt.

"Nach unglaublichen 25 Jahren haben wir beschlossen, DVD.com noch in diesem Jahr einzustellen", so Netflix in einem Blogbeitrag. "Unser Ziel war es immer, unseren Mitgliedern den besten Service zu bieten, aber da das Geschäft weiterschrumpft, wird das immer schwieriger."

Turbulentes DVD-Geschäft

Das Unternehmen erwarb die Domain DVD.com im März 2012. Kurz davor war das Unternehmen daran gescheitert, das eigene DVD-Geschäft in ein separates Unternehmen namens Qwikster auszugliedern. Der Plan: Netflix sollte sich auf den wachsenden Streaming-Markt konzentrieren, während Qwikster den DVD-Versand übernimmt. Netflix versuchte die Aufteilung als Vorteil zu verkaufen, verlangte jedoch für beide Dienste Abo-Gebühren. Die Kundschaft stimmte mit den Füßen ab, und Netflix musste zurückrudern. Schon damals hieß es, dass das DVD-Geschäft nicht mehr ewig weitergehen würde. Nun, mehr als zehn Jahre später, ist es also so weit – und der Dienst wird endgültig beerdigt.

Netflix gibt an, dass die erste DVD, die jemals ausgeliefert wurde, eine Kopie von "Beetlejuice" am 10. März 1998 war und dass das Unternehmen insgesamt mehr als 5,2 Milliarden DVDs verschickt hat. Der beliebteste Film? "The Blind Side" mit Sandra Bullock.

Netflix in wirtschaftlich schwierigen Zeiten

Heute hat der Streaming-Anbieter ebenfalls mit wirtschaftlichen Problemen zu kämpfen. Der aktuelle Ausblick auf das laufende Quartal hat die Aktie nachbörslich abstürzen lassen. Zwar stimmen Umsatz (8,2 Milliarden US-Dollar) und Gewinn (1,7 Milliarden Dollar) mit den Vorhersagen überein, doch die Zahl der Neukunden blieb mit 1,75 Millionen unter den Erwartungen. Im Vorjahreszeitraum war die Zahl der Abonnenten um 200.000 zurückgegangen. Damit hatte der Konzern zum ersten Mal seit mehr als einem Jahrzehnt einen Rückgang der Kundenzahl hinnehmen müssen.

Die Netflix-Aktie verlor am Dienstag nachbörslich zunächst elf Prozent. Später erholte sie sich etwas, lag aber immer noch ein ein halbes Prozent im Minus. Laut den Analysten von Jefferies fehlten Netflix zuletzt die Erfolgsproduktionen, wie das "Handelsblatt" berichtet. Zwar räumte "Im Westen nichts Neues" medienwirksam im März bei den Oscars ab, wurde jedoch bereits 2022 veröffentlicht. (red, 19.4.2023)