In einigen Jahren könnte die 12er-Bim genauso zum Stadtbild gehören wie der D-Wagen.

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Wien – Die Stadt Wien baut eine neue Straßenbahnlinie. Sie soll durch den 8., 9., 20. und 2. Bezirk fahren. Die grobe Planung dafür ist bereits fertig, nun beginnen die Wiener Linien damit, die Details auszuarbeiten. Das gaben Öffi-Stadtrat Peter Hanke und Planungsstadträtin Ulli Sima (beide SPÖ) am Donnerstag bekannt. Neue Gleise gibt es für den 12er allerdings nur im 2. und 20. Bezirk, ansonsten fährt die Bim auf bestehenden Gleisen der Linien 2 und 5 bzw. 33. Auf deren Teilstrecken soll sie für Entlastung und mehr Angebot sorgen.

Vor allem aber wird die Linie das Entwicklungsgebiet Nordbahnviertel besser an den öffentlichen Verkehr anbinden. Baustart für die neuen Gleise ist Mitte 2024, in Betrieb gehen wird der 12er voraussichtlich im Herbst 2025. Pläne für den Bau der Linie gibt es schon länger, 2017 wurde sie erstmals präsentiert – damals war noch von einem Baustart im Jahr 2020 die Rede. Für weitere Verzögerungen sorgte dann eine Umplanung der Strecke auf Betreiben des Leopoldstäder Bezirksvorstehers Alexander Nikolai (SPÖ).

"Die Linie 12 bringt den rund 200.000 Bewohnerinnen und Bewohnern der Leopoldstadt und der Brigittenau noch mehr attraktive Mobilität vor die Haustüre", sagte Öffi-Stadtrat Hanke bei der Präsentation. Für das Projekt veranschlagt sind 60 Millionen Euro. Im Preis inbegriffen sind der Neubau der Strecke, die Oberflächengestaltung und die Anschaffung von sechs sogenannten Flexity-Garnituren, die dann auf der Linie fahren werden.

Die neue Route

Auf dem 2,2 Kilometer langen neuen Stück der Route gibt es fünf neue Stationen: im Bereich der Bruno-Marek-Allee, beim Rudolf-Bednar-Park, in der Vorgartenstraße, der Jungstraße und der Hillerstraße.

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Bei der Station Rebhanngasse im 20. Bezirk biegt der 12er von den Gleisen der Linie 2 ab. Dafür soll die Kreuzung Nordbahnstraße/Taborstraße umgebaut und auch für Fußgängerinnen und Fußgänger attraktiver gemacht werden, kündigt die Stadt an.

Auf der Taborstraße quert die Linie dann die S-Bahn-Station Traisengasse sowie die Straßenbahnlinie O, danach biegt die neue Bim in die Vorgartenstraße ab – wo sich die Straßenbahn die Fahrbahn mit Autos teilen muss. In der Vorgartenstraße wird der 12er auf Grüngleisen fahren – konkret auf 230 Metern im Abschnitt Haussteinstraße und Walcherstraße. Entlang dieses Stücks werden laut Stadt auch Bäume gepflanzt Im Anschluss fährt die Linie zu ihrer Endstation Hillestraße.

Der Verlauf der künftigen Linie 12 mit jenen Stationen, wo es Umstiegsmöglichkeiten zu U-Bahn oder S-Bahn gibt.

Durch den 12er werden künftig die U-Bahn-Stationen Josefstädter Straße (U6), Arne-Karlsson-Park (U5; Fertigstellung zwischen 2032 und 2035), Franz-Josefs-Bahnhof (Schnellbahn), Friedensbrücke (U4) und Vorgartenstraße (U1) sowie die Schnellbahnstation Traisengasse verbunden. Der 33er wird künftig nur mehr vom 20. Bezirk bis zum Franz-Josefs-Bahnhof fahren.

Direktfahrt durchs Nordwestbahnviertel erst später

Der Nordwestbahnhof soll damit in der ersten Ausbaustufe ab 2025/26 noch umfahren werden. Erst später soll die Linie direkt durch das Stadtentwicklungsgebiet führen – dort wird erst in den nächsten zehn Jahren ein neues Viertel entstehen. Dafür sind dann rund 700 Meter neue Gleise geplant, damit der 12er bei der Haltestelle Rauscherstraße von den Gleisen der Linie 5 abzweigen und beim Nordwestbahnhof eine weitere neue Haltestelle anfahren kann. Bei der S-Bahn-Station Traisengasse soll er dann wieder in die Route des 2ers münden.

Wann diese zweite Ausbaustufe umgesetzt wird, ist noch offen: Der Bau hängt vom Fortschritt der Stadtentwicklung beim Nordwestbahnhof ab, heißt es von der Stadt.

Lückenschluss in Radinfrastruktur

Planungsstadträtin Sima zeigte sich "besonders erfreut", dass zusätzlich zur Straßenbahn auch Radinfrastruktur ausgebaut wird. Damit das Nordbahnviertel mit dem Fahrrad leichter gequert werden kann, wird in der Taborstraße zwischen Nordbahnstraße und Vorgartenstraße nämlich eine Lücke geschlossen. Über die Vorgartenstraße entsteht auch ein Anschluss an den neuen Radhighway in der Lassallestraße.

Kritik der Opposition

In einer Aussendung kritisieren die Grünen den Zeitplan. Ursprünglich – als die Grünen noch die Bezirksvorsteherin stellten – sei die Inbetriebnahme schon für Herbst 2023 geplant gewesen, teilte Mobilitätssprecherin Heidi Sequenz mit. Der "Dilettantismus der SPÖ-Verkehrsplanung" habe hier zu einer Verzögerung geführt.

"Die nun geplante Endschleife bei der Hillerstraße ist allerdings wieder nur eine halbe Lösung", fügte sie hinzu. Wenn man die Straßenbahn schon weiter als bis zur U1-Station bei der Lasallestraße baue, wäre es sinnvoll, auch noch die U-Bahn-Linie U2 anzubinden, hielt Sequenz fest.

Auch die ÖVP beklagte die nicht erfolgte Anbindung. Der Ausbau der Wiener Linien sei prinzipiell immer zu begrüßen, hob Gemeinderätin Sabine Keri – sie ist auch türkise Bezirksparteiobfrau in der Leopoldstadt – hervor. Allerdings sei es verabsäumt worden, die Linie bis zur U2 etwa zum Stadioncenter zu verlängern.

Die Hillerstraße sei als Endstation "problematisch". Die ÖVP befürchtet eine "enorme Staubildung". Schon jetzt komme es bei erhöhtem Verkehrsaufkommen durch die Autobusse 11A und 11B, Müllabfuhren der MA 48 und Autos zu immer wieder zu Stau und Verzögerungen, warnte Keri. (red, 20.4.2023)