Matthias Strolz (li.) und Produzent und Mittäter Kurt Razelli. Der frühere Neos-Klubobmann veröffentlicht wieder Musik – far out!

Philipp Hirtenlehner

Als Matthias Strolz zu Silvester übers Internetz Neujahrsgrüße aus Indien sendete, waren einige in Sorge. Sorge wie in "Hihi". Der frühere Neos-Politiker wirkte, als hätte er zu viel regionale Folklore inhaliert. Großes stehe bevor, verkündete er mit autonomen Pupillen. "All doors" seien "broken open". Als Überbringer enormer Nachrichten ist er bekannt. Er war es, der die frühere ÖVP-Ministerin Elisabeth Köstinger aufs AMS einstimmte: "Elli, es ist vorbei."

Strolz selbst steht an einem Neubeginn. Am Freitag veröffentlicht er die Single Ich muss siegen. Man hat es längst glücklich vergessen, aber Strolz hat bereits früher mit seinen musikalischen Ambitionen die Fluchtwege gefüllt. Vor fünf Jahren veröffentlichte er mit dem Produzenten Kurt Razelli ein Eurodance-Album, dessen Titel Lost in Space irgendwie mit seinem Silvestervideo konvenierte – far out.

Ich muss siegen hat der 49-Jährige erneut mit Razelli produziert. Der tritt stets mit Arnold-Schwarzenegger-Maske auf und hat auch schon mit Austrofred todernste Musik veröffentlicht. Die Single ist ein Vorbote auf das im Herbst folgende Album Back to Earth, mit dem Strolz, aus den unendlichen Weiten Indiens heimgekehrt, auf Tour gehen wird.

"Zwei Universen"

Strolz über Strolz und Razelli: "Wir kommen von unserem Inneren (sic!) Ort. Wir kommen mit Musik, einem Ausdruck und Tanz unserer Lebendigkeit. Ich weiß nicht, ob Kurt das so sagen würde. Er sagt nicht so viel, er zaubert mit Tönen, Bässen, Melodien, Beats, Effekten. Für mich ist Sprache das so wichtige Ausdrucksmittel, immer schon. Fasziniert davon, tief verwoben in dieses Universum. Mit Deutsch und Englisch nun in zwei Universen."

Alles klar? Das Album soll eine "Eskalation der Liebe" werden, in der Promotion-Prosa tauchen im Anschluss Begriffe wie "Puls", "Leben" oder "Licht" auf – und was der Esoterikladen noch so im Regal stehen hat.

KURT RAZELLI

Ich muss siegen ist in seiner Videoumsetzung dann das Gegenteil einer amourösen Eskalation. Strolz spielt Oscar-unverdächtig einen Psychiater, der einen hohen Militär auf der Couch liegen hat und dessen Seelenpein lauscht. Diese wird drastisch dargestellt, gespielt wird der Patient vom Schauspieler Philipp Hochmair.

Unbegreifliches Ringen

Musikalisch verlangt das nach einer brachialen Umsetzung, und die wird geliefert. Allerdings klingt es, als stamme die Musik von einer künstlichen Intelligenz aus dem nicht so begabten Bereich der Festplatte. Rammstein aus dem B-Zug. Strolz sprechsingt dazu Slogans. "Die Lyrics von Ich muss siegen sind mein Ringen mit dem Krieg. Das Begreifen des Unbegreiflichen."

Wer aus diesem Ringen als Sieger hervorgeht? Die Musik ist es nicht. Aber vielleicht ist genau das wieder so eine subtile Botschaft von Matthias Strolz, der uns Unwissenden ausrichtet: Krieg schafft nur Verlierer. (Karl Fluch, 21.4.2023)