Der Wohntraum bleibt für viele Menschen unerreichbar.

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Die perfekte Wohnung wäre endlich gefunden – doch dann zerbricht der Traum vom Eigenheim an der Finanzierung: Glaubt man Banken, wurden seit dem Einführen strengerer Kreditvergaberichtlinien im Sommer des Vorjahres viele Menschen auf diese Weise auf den Boden der Realität zurückgeholt.

Die Laufzeit von Krediten wurde mit August auf maximal 35 Jahre beschränkt, die monatliche Rückzahlungsrate darf maximal 40 Prozent des Haushaltseinkommens ausmachen. Mindestens 20 Prozent Eigenmittel braucht es nun außerdem.

In Kombination mit hohen Immobilienpreisen und steigenden Zinsen ist die Eigentumswohnung oder der Hausbau für viele nicht mehr zu stemmen. Um 41 Prozent ist die Neukreditvergabe laut Oesterreichischer Nationalbank im zweiten Halbjahr 2022 zurückgegangen. Die deutlich verhaltene Nachfrage merkt man mittlerweile sehr deutlich am Immobilienmarkt. Mit Anfang April wurden die Schrauben nach Druck von Banken und Politik zwar ein wenig gelockert – doch auch damit ist die Nachfrage nach Finanzierungen nicht wirklich wieder angesprungen, heißt es bei Banken.

Wenige Auswirkungen

Auch weil die seit wenigen Wochen geltenden Erleichterungen lediglich Zwischenfinanzierungen betreffen, die nun bis zu einem Wert von 80 Prozent der bestehenden Immobilie für die Dauer von zwei Jahren als Eigenkapital berücksichtigt werden. An den wirklich heißen Eisen – der Beleihungsquote, der Laufzeit und den vorgeschriebenen Eigenmitteln – wurde indes nicht gerüttelt.

"Die Nachfrage ist verhalten", sagt Bernhard Freudenthaler vom Verband österreichischer Banken und Bankiers. Zudem würden hohe Zinsen und die Erwartung weiterer Zinsanstiege den kleinen Effekt der Erleichterungen wieder zunichtemachen. Dabei wäre das Frühjahr eigentlich die Zeit, mit dem Bau eines Hauses zu beginnen und davor die Finanzierung aufzustellen. Ähnlich nüchtern sieht man die Situation auch bei der Vergleichsplattform Durchblicker. Von den ersten Banken seien die Regeln erst in den vergangenen Tagen angepasst worden, heißt es dort. Die meisten hätten noch nicht darauf reagiert oder seien gerade erst dabei. Daher sei es noch zu früh für konkrete Aussagen.

Allerdings müsse man bei der Zwischenfinanzierung mittlerweile mit rund fünf Prozent Zinsen rechnen, die erwähnte vorgeschriebene Schuldendienstquote von 40 Prozent müsse außerdem eingehalten werden. Insgesamt rechnet man bei Durchblicker daher nur mit geringen Auswirkungen auf die Nachfrage nach Finanzierungen.

Keine weiteren Erleichterungen

Mit weiteren Erleichterungen bei den Kreditvergaberegeln rechnet man in der Branche nun nicht mehr. Zufrieden ist man aber auch nicht: "Die minimalen Lockerungen sind unbefriedigend", sagt Christiane Flehberger, Leiterin des Bereichs Privatkunden bei der Raiffeisenbank Wien.

Es sei nicht nachvollziehbar, dass Faktoren wie etwa das Alter der Kreditnehmerinnen und Kreditnehmer nur ungenügend berücksichtigt würden. Bei Raiffeisen NÖ-Wien arbeite man daher nun "intensiv" an alternativen Finanzierungsprodukten zum klassischen Wohnkredit. Eine Option sei beispielsweise die stärkere Einbeziehung mehrerer Generationen in einen Kreditvertrag. (Franziska Zoidl, 25.4.2023)