US-Abtreibungsgegner versuchen seit Jahrzehnten das Recht auf Schwangerschaftsabbruch zu beschneiden. Mit der Zulassung der Abtreibungspille Mifepriston in den USA hat sich nun das Oberste Gericht befasst.

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Immerhin: Die Lage wird nicht gleich noch schlimmer. Das US-Höchstgericht hat dem Wahnsinn eines Bundesrichters aus Texas Einhalt geboten und die Zulassung der Abtreibungspille Mifepriston – zumindest vorerst – aufrechterhalten.

Es hätte auch anders kommen können: Seit Donalds Trumps Präsidentschaft gibt es am Supreme Court eine solide konservative Mehrheit von sechs zu drei. Bereits vergangenes Jahr hat das Höchstgericht das rund 50 Jahre geltende Grundsatzurteil Roe v. Wade und damit das landesweite Recht auf Abtreibung bis zur Lebensfähigkeit des Fötus gekippt.

Die Mehrheit der US-Bevölkerung ist dafür, dass Abtreibungen in allen oder den meisten Fällen legal sind. Mifepriston ist in den USA seit mehr als zwei Jahrzehnten am Markt. Die Arzneimittelbehörde FDA hat vier Jahre beraten, bevor es zur Zulassung kam. Rund 100 seriöse Studien kommen zu dem Schluss, dass Abtreibungspillen wie Mifepriston sicher sind: Mehr als 99 Prozent haben nach der Einnahme keine ernsthaften Komplikationen. Der erzkonservative, von Trump nominierte Richter Matthew Kacsmaryk hat sich bei seiner Entscheidung, dem Medikament die Zulassung zu entziehen, allerdings lieber auf zweifelhafte Quellen von Abtreibungsgegnern berufen, deren Vokabular sogar in seiner Entscheidung übernommen, anstatt sich wirklich mit der wissenschaftlichen Evidenz zu beschäftigen.

Die Entscheidung des Supreme Court verschafft nur eine kurze Erleichterung, der Rechtsstreit um die Zulassung geht weiter. Ungewollt Schwangere müssen also weiterhin in Angst leben, eine riskantere und weniger zuverlässige Methode nutzen zu müssen. Denn man weiß aus anderen zahlreichen Studien: Verbote verhindern Schwangerschaftsabbrüche nicht. Sie machen sie nur gefährlicher. (Noura Maan, 22.4.2023)