Auch bei der Wahl in Salzburg wurden Wahltagsbefragungen durchgeführt und liefern einen Einblick in die Motive der Wählerinnen und Wähler. Details zur Methodik der Befragungen finden Sie am Ende des Artikels.

Wählende in Salzburg blicken pessimistisch in die Zukunft

Die von Sora/ISA im Auftrag des ORF durchgeführte Wahltagsbefragung (1.230 Befragte, davon 909 deklarierte Wahlabsichten) zeichnet das Bild einer pessimistischer gewordenen Wählerschaft: 42 Prozent der Wahlberechtigten gaben an, dass sich das Land in den letzten Jahren negativ entwickelt habe, nur eine Minderheit von 16 Prozent sieht eine positive Entwicklung – vor fünf Jahren hatten noch 34 Prozent eine positive und nur 19 Prozent eine negative Entwicklung gesehen.

Von dieser Einschätzung konnten vor allem FPÖ und KPÖ profitieren: Während nur sieben Prozent derer, die finden, dass sich Salzburg seit 2018 eher positiv entwickelt hat, die FPÖ wählten, waren es unter denen, die eine negative Entwicklung wahrnehmen, 44 Prozent. Die KPÖ wählten drei Prozent derer, die finden, dass sich Salzburg positiv entwickelt, während es je 14 Prozent der Personen waren, die eine negative Entwicklung oder keine Veränderung in Salzburg sehen.

Weiters traut nur knapp die Hälfte der Befragten der Politik zu, Lösungen für zukünftige Herausforderungen zu finden:

Zudem gaben über 80 Prozent der Befragten an, sich Sorgen um die Leistbarkeit des Lebens in Salzburg zu machen.

Vermehrt von der Leistbarkeit des Lebens besorgt zeigen sich insbesondere Wählerinnen und Wähler der SPÖ, FPÖ und KPÖ. Von jenen, die ihr Leben nicht als schwerer leistbar empfinden, wählten 50 Prozent die ÖVP.

Und weiter: "Knapp zwei Drittel (62 Prozent) der Salzburgerinnen und Salzburger sind der Meinung, dass das Leben für die junge Generation einmal schlechter sein wird. Damit blicken mehr als doppelt so viele Menschen in Salzburg pessimistisch in die Zukunft der Jungen wie noch vor fünf Jahren."

Die Sora-Daten legen nahe, dass sich nur ein Drittel der Wahlberechtigten mit seinen Sorgen von den Politikern verstanden fühlt – und dass nur die Hälfte der Befragten glaubt, die Salzburger Politik insgesamt habe gute Lösungen für die aktuellen Herausforderungen.

Als Personen konnten nur Dankl und Haslauer ihre Wählerschaft überzeugen

Der Meinungsforscher Peter Hajek hat eine ganze Palette an Erklärungen dafür gefunden, warum die Kommunisten in Salzburg gut abschneiden konnten, die wichtigste davon dürfte aber sein: "Kay-Michael Dankl hat gezeigt, dass man ohne großen Werbemitteleinsatz, aber mit Themen und Authentizität medial punkten kann."

Der KPÖ plus ist es demnach gelungen, in ihrer Wählerschaft als einzige wählbare Partei, die nicht Teil des Polit-Establishments (in den Augen vieler Wahlberechtigter ein "Sumpf") ist, dazustehen. "Authentisch, ehrlich, glaubwürdig" seien ihre Attribute, "leistbares Wohnen" ein eingängiges Schlagwort, destilliert Hajek aus der Befragung von 800 Salzburger Wahlberechtigten in der Woche vor der Landtagswahl.

Dankl spielte bei der Entscheidung seiner Wählerschaft eine ähnlich starke Rolle wie der ÖVP-Spitzenkandidat Wilfried Haslauer bei der seinen, erklärte Hajek bei ATV: "Die Wahlmotive der ÖVP-Wählerschaft entsprechen nahezu der Personenzuschreibung von Landeshauptmann Haslauer: erfahren, seriös, beständig, stabil."

Dieser Befund deckt sich weitestgehend mit den Ergebnissen der Sora-Befragung zu den Wahlmotiven: Auch dort nennen viele KPÖ- und ÖVP-Wählende die jeweiligen Spitzenkandidaten als Hauptgrund, die Partei zu wählen. Ebenso zeigen sich ÖVP-Wähler mit der bisherigen Arbeit der Partei zufrieden, und bei den KPÖ-Wählern steht die Authentizität der Partei hoch im Kurs.

Anhänger anderer Parteien können sich oft eine Koalition mit der ÖVP vorstellen

Auf die Frage, welche Parteien sie gerne in einer Landesregierung sehen würden, antwortet ein hoher Prozentsatz der Wählerinnen und Wähler naturgemäß mit der jeweils favorisierten Partei. Auf dem zweiten Platz findet sich bei SPÖ-, FPÖ- und Grünen-Wählern die ÖVP. Nur unter den KPÖ-Wählern sähen mehr ihre Partei lieber in einer Koalition mit der SPÖ. Diese wäre auch die präferierte Koalitionspartnerin der ÖVP-Wähler.

Soziodemografie: Große Unterschiede bei Bildung und Alter

Die ÖVP ist in allen Bildungsschichten ähnlich stark und fällt nur bei den Akademikern und Akademikerinnen auf 21 Prozent zurück. In dieser Gruppe schneiden vier Parteien ähnlich gut ab: ÖVP, FPÖ, Grüne und KPÖ liegen hier allesamt zwischen 16 und 21 Prozent. Bei Personen mit Pflichtschulabschluss kann die SPÖ besonders punkten: 32 Prozent wählten in dieser Gruppe die SPÖ, während sie in allen anderen Gruppen unter 20 Prozent liegt.

Auch bei den breiten Altersgruppen zeichnen sich größere Unterschiede ab: Unter den über 60-Jährigen schneidet die ÖVP besonders gut ab und erzielt 44 Prozent. Die FPÖ hingegen ist mit 31 Prozent besonders stark bei den 30- bis 59-Jährigen. Die KPÖ konnte über alle Altersgruppen hinweg einen ähnlich großen Anteil der Wählerinnen und Wähler von sich überzeugen.

(red, 23.4.2023)