KPÖ-Spitzenkandidat Kay-Michael Dankl bei der Stimmabgabe im Salzburger Stadtteil Lehen.

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Bereits wenige Minuten nach Wahlschluss war klar: Die zuletzt überwiegend tiefschwarze Salzburger Gemeindekarte hat deutlich sichtbare blaue Flecken bekommen. Wurde die ÖVP bei der Landtagswahl vor fünf Jahren noch in 114 der 119 Ortschaften Wahlsiegerin, blitzten am Sonntagabend rasch zahlreiche Gemeinden in Blau hervor. 31 wurden es insgesamt – darunter auch Kuchl, das 2020 wegen hoher Corona-Infektionszahlen komplett abgeriegelt wurde. Mit dem Eintrudeln der Ergebnisse kamen sechs rote Orte dazu. Und eine dunkelrote Überraschung: der unerwartete Erfolg der KPÖ in Salzburg-Stadt.

Hochburgen und Tiefpunkte

Die FPÖ hat eine neue Rekordgemeinde: Werfenweng. 43,5 Prozent der Stimmen machten sie dort zur Wahlsiegerin und bescherten ihr das landesweit beste blaue Ergebnis. Bei den vergangenen beiden Landtagswahlen war diese Stellung Thomatal zugekommen. Die ÖVP war erneut in Hüttschlag am erfolgreichsten, wenn auch etwas weniger als 2018: Statt 60,1 Prozent der Wählerinnen und Wähler kreuzten dort nur noch 54,4 Prozent Schwarz an.

Wenn auch nicht ihr bestes, aber ein psychologisch wohl wichtiges Resultat erzielten die Sozialdemokraten in Lend. Mit einem Stimmanteil von 31 Prozent wurden sie haarscharf vor der ÖVP Erster – und konnten die Industriegemeinde so zurückerobern. Ihr Rekordergebnis von 46,7 Prozent erzielten die Roten erneut in Schwarzach, einem Bahnknotenpunkt im Pongau. 2018 waren sich dort noch 47,2 Prozent ausgegangen. Auch die ÖVP blieb in Schwarzach ihrem Muster treu: Wieder fuhr sie dort ihr schlechtestes Resultat ein.

In Muhr verzeichneten sowohl die Neos als auch die Grünen ihren größten Misserfolg: Es reichte lediglich für 0,6 Prozent der Stimmen. Größte Neos-Fangemeinde war diesmal Koppl: 7,3 Prozent stimmten dort für Pink.

Die Grünen punkteten im Unterschied zu 2018 nicht in der Landeshauptstadt am stärksten, sondern in Ortschaften, die diese umgeben. Ihre Bestmarke erzielten sie in Seekirchen am Wallersee (14,3 Prozent), gefolgt von Oberalm (12,5 Prozent) und Elsbethen (12,1 Prozent). In derartigen Gemeinden war auch die KPÖ mit Anteilen von bis zu 14 Prozent stark. Besonders reüssierte sie aber in Salzburg-Stadt.

Die Landeshauptstadt

In Salzburg-Stadt kam es zu einem regelrechten dunkelroten Paukenschlag. Die KPÖ konnte ein Plus von 20,3 Prozentpunkten einfahren. Die Kommunisten erreichten mit 21,5 Prozent sogar Platz zwei hinter der ÖVP mit 24,8 Prozent und vor der FPÖ mit 18,7 Prozent. Dass die Landeshauptstadt so stark ist, ist wenig verwunderlich: Spitzenkandidat Dankl ist hier Gemeinderat.

Spannend ist das Ergebnis vor allem auch mit Blick auf 2024. Denn da finden in Salzburg die Gemeinderatswahlen statt. Zuletzt erreichte die KPÖ in Salzburg-Stadt nur 3,7 Prozent und einen Sitz im Stadtparlament.

Heimatorte der Parteispitzen

Neben Haslauer und Dankl lebt auch die grüne Spitzenkandidatin Martina Berthold in Salzburg-Stadt. Dort verzeichnete ihre Partei ein Minus von rund fünf Prozentpunkten und landete bei elf Prozent der Stimmen. In Neumarkt am Wallersee, Heimatgemeinde des roten Spitzenkandidaten und dortigen Vizebürgermeisters David Egger, erreichte die SPÖ mit 27,8 Prozent den ersten Platz – nur knappe 0,5 Prozentpunkte vor der FPÖ.

Großgmain, wo die blaue Parteichefin Marlene Svazek lebt und Vizebürgermeisterin ist, wählte erneut die FPÖ zur stimmenstärksten Partei: mit 36,5 Prozent. Im Wohnort von Neos-Chefin Andrea Klambauer, Bad Hofgastein, hielten die Pinken mit 5,9 Prozent annähernd ihr Ergebnis von 2018. In Uttendorf, wo KPÖ-Chef Dankl aufwuchs, erreichte seine Partei 9,6 Prozent.

Wahlbegeisterte, Weißwähler und Kleine

Die Wahlbeteiligung war diesmal in St. Koloman mit 89,4 Prozent am höchsten. Am geringsten fiel sie – wie auch schon vor fünf Jahren – in der Stadt Salzburg aus: Nur rund die Hälfte der Wahlberechtigten kam tatsächlich zur Wahlurne. Was die sogenannten Weißwähler angeht, ist Hintersee der Rekordhalter: 4,6 Prozent der Stimmzettel waren ungültig. Die impfkritische MFG erreichte ihr bestes Ergebnis von 2,2 Prozent in Hollersbach, ihre Abspaltung WIRS in Dorfbeuern mit 4,5 Prozent. (Stefanie Rachbauer, 23.4.2023)