Woody Harrelson in seinem Champions-Habitat, dem Turnsaal.
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In jedem brauchbaren Feelgood-Movie geht es zuerst einmal jemandem schlecht, sonst wäre ein Happy End nicht viel wert. Im Film Champions übernimmt Woody Harrelson diese Rolle des vom Schicksal Gebeutelten. Champions ist das Soloregiedebüt von Bobby Farrelly, einem der beiden Farrelly-Brüder, denen die Welt nachdenkliche Klassiker wie Dumm und Dümmer, Schwer verliebt oder Verrückt nach Mary verdankt.

Der Film ist ein US-Remake des spanischen Films Campeones (2018) von Javier Fesser, der im Vorjahr auch in Deutschland als Weil wir Champions sind adaptiert wurde. Harrelson spielt darin den begabten, aber abgewirtschafteten Basketballtrainer Marcus Marokovich, der sich als Assistenztrainer verdingt, während eines Spiels auszuckt, den Cheftrainer auf den Hintern befördert – und deshalb aus dem Team fliegt.

Auf dem weiteren Weg nach unten betrinkt er sich in einer Bar, hört Männer-weinen-in-ihr-Bier-Musik von Willie Nelson und fährt mit dem Auto nach Hause. Endstation ist an der hinteren Stoßstange eines Polizeiautos. Blöd gelaufen.

90 Tage Community-Service

Es folgt ein Gerichtstermin, bei dem Marcus um ein Haar Gefängnis ausfasst, sich aber doch besinnt und 90 Tage Community-Service akzeptiert – und eine Aufgabe auf seinem ureigensten Terrain übernimmt: Er soll eine Mannschaft behinderter Basketballer trainieren.

So absehbar sich die Geschichte von Champions entwickelt, so unterhaltsam ist es, Harrelson bei seiner Wandlung vom unzulänglichen Trainer zum besseren Menschen zuzusehen. Die Friends genannte Mannschaft verlangt ihm einiges ab und mutet ihm vieles zu. Harrelson geht in der Rolle eines intellektuell nicht am Zenit stehenden Trainers voll auf.

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Seine wachsende Zuneigung zur Mannschaft wird von einer amourösen Verstrickung mit Alex (Kaitlin Olson) verstärkt; sie lebt mit ihrem Shakespeare-Theater für Schüler ungefähr ähnlich ihren Traum wie Marcus als Trainer und ist die Schwester eines Spielers im Team, dem notorisch ungeduschten Johnny. Alex entwickelt sich vom One-Night-Stand zur Konstanten in Marcus' Leben.

Es ist kompliziert

Ziel der Friends ist es, bei den Special Olympics mitzumachen – was gelingt. Der Ausgang des Spiels wird aber schnell unwichtig. Bedeutsamer scheint die menschelnde Wärme, die Champions im winterkalten Iowa verströmt. Marcus' Traum von seiner Rückkehr in die NBA-Liga kollidiert mit den Erwartungen der Friends, er wiederum überrascht sich selbst mit seinem Engagement in der Beziehung zu Alex. Es ist kompliziert, wie Amerikaner an solchen Kreuzungen des Lebens gerne sagen.

Die Friends empfangen ihren neuen Trainer.
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Harrelson spielt den Kumpeltypen ohne Buch im Regal. "Du warst in der High School ein Trottel, und das bist du geblieben", muss er sich bei seinem Rauswurf zu Beginn anhören. Er steckt es weg wie einen gegnerischen Korbwurf.

Neben Harrelson und Olson sind die behinderten Darsteller des Teams die Stars des Films, deren Hingabe und Witz der Geschichte Abwechslung und Charakter verleihen. Sie machen vergessen, dass die Handlung konventionell ist und man sich früh ihren Ausgang imaginieren kann – der dann doch eine Spur anders ausfällt. Hauptsache, das Herz ist gewärmt, denn die Special Olympics finden in Kanada statt, und da ist es saukalt. (Karl Fluch, 26.4.2023)