Evan Spiegel, der Gründer und CEO von Snapchat, stellte das Feature während der Snap Partner Summit am Mittwoch vor.

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Die Nutzerbewertungen für Snapchats "Meine KI"-Funktion liegen vor – und sie sind alles andere als gut. Mit dem jüngsten Update von Snapchat wurde ChatGPT in den Chatmodus der App integriert. Dort sollen Nutzerinnen und Nutzer dem Chatbot Fragen stellen und sofort Antworten erhalten. Aber: Die Nutzerinnen und Nutzer der App haben mit der neuen Funktion so gar keine Freude und reagieren mit massenhaft negativen Reviews.

Review-Bombing für neues Feature

In der Vorwoche lag die durchschnittliche Bewertung von Snapchat im US-amerikanischen App Store bei 1,67, wobei 75 Prozent der Bewertungen mit einem Stern abgegeben wurden, oder in Schulnoten: einem "Nicht genügend".

Dies geht aus den Daten des Analyseunternehmens Sensor Tower hervor. Zum Vergleich: Im ersten Quartal 2023 lag die durchschnittliche Bewertung von Snapchat bei 3,05, wobei nur 35 Prozent der Bewertungen mit einem Stern versehen waren. Und: Die Nutzerschaft verspürt offenbar den Drang, ihrem Ärger über das ungefragte KI-Feature Luft zu machen, denn die Zahl der Reviews hat sich seit der Veröffentlichung des Updates verfünffacht.

Dabei stört die Userinnen und User hauptsächlich die Zwangsbeglückung mit der KI. Statt des "echten" Freunds auf Snapchat erscheint nun ein Avatar, hinter dem sich ChatGPT verbirgt. Fairerweise muss dazugesagt werden, dass auch Microsoft in Windows ähnlich vorging und das neue Bing mit KI-Unterstützung ins Betriebssystem integrierte. Aber: Das Feature lässt sich unter Windows ignorieren, bei Snapchat nicht.

Aufdringlicher Chatbot

Unter dem offiziellen Tweet von Snapchat mit der Ankündigung von "Meine KI" entlädt sich die Kritik: Die überwiegende Frage lautet, ob man das Feature auch entfernen könne. Man kann "Meine KI" weder runterpinnen, blockieren oder entfernen – es sei denn, man bezahlt in Form eines Snapchat-Abos. Viele Nutzende wollen mit der Chatfunktion mit ihren Freunden interagieren und nicht mit experimentellen Funktionen herumspielen, lautet die Kritik.

Viele empfinden die Zwangsbeglückung mit dem ungeliebten Feature nicht nur als übergriffig, sondern sorgen sich auch um die Sicherheit ihrer Daten. In der Community scheinen viele überrascht zu sein, wenn sie erfahren, dass Snapchat ihren Standort kennt und diesen an die KI weitergibt, wie "Techcrunch" berichtet.

KI gab Tipps zum Überdecken von Alkoholgeruch an Minderjährige

Der Chatbot fiel auch durch einige sehr problematische Antworten auf. So machte die KI einem erst 15-jährigen Nutzer Vorschläge, wie man den Geruch von Alkohol und Marihuana nach einer Geburtstagsparty überdecken könne, wie die "Washington Post" berichtet.

Snap spielte die Vorwürfe herunter und sagte, die Menschen hätten versucht, "den Chatbot auszutricksen, damit er Antworten gibt, die nicht unseren Richtlinien entsprechen". Das Unternehmen führte dann jedoch neue Tools ein, darunter Altersfilter, um die KI-Antworten altersgerechter zu gestalten, und versprach, dass eine elterliche Kontrolle in Vorbereitung sei.

Auf die Frage, ob das KI-Feature in Zukunft optional sein wird, äußerste sich Snap nicht und verwies darauf, dass bereits über zwei Millionen Mal mit der KI gechattet wurde. (pez, 25.4.2023)