200 Scooter-Parkplätze sollen bis Jahresende in Wien auf den Asphalt gepinselt werden.
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PRO: Mehr Platz für Fußgänger

Sie nerven. Mitten auf dem Gehsteig, vor Zebrastreifen und Hauseingängen versperren tagtäglich Leih-E-Scooter die Wege durch Wien. Seit ihrem ersten Auftauchen kam es zu einem regelrechten Boom. Immer mehr Menschen flitzten ohne große Anstrengung durch die Straßen. Doch die wahllos abgestellten E-Scooter verschandeln seither auch das Stadtbild.

Für manche Menschen sind sie außerdem eine schwer bis gar nicht zu überwindende Hürde. Eltern mit Kinderwagen, Menschen im Rollstuhl oder auch ältere Personen – sie alle können nicht einfach über die störenden Roller hinwegsteigen. Ein Appell an die Solidarität der Scooternden mit Menschen, die zu Fuß unterwegs sind, reicht offenbar nicht. Auch nicht, dass man mittlerweile in den diversen Apps Fotos vom zurückgelassenen Gefährt machen muss. Konsequenzen für schlecht abgestellte E-Scooter gibt es kaum. Und so ärgern sich viele einfach weiter.

Dass künftig das Abstellen von Leih-E-Scootern vor allem in gekennzeichneten Zonen erlaubt sein soll, ist die logische Konsequenz aus der Unwilligkeit jener, die sie fahren. Ja, die Nutzung der Roller wird durch die Parkplatzsuche unattraktiver, von Haustür zu Haustür wird man mitunter nicht mehr sprinten können. Dafür wird für die Fußgängerinnen und Fußgänger der Weg wieder ein wenig attraktiver. Und für sie ist der Gehsteig schließlich da. (Oona Kroisleitner, 27.4.2023)

KONTRA: Opium für den E-Scooter-Streit

E-Scooter zum Ausleihen haben eine Eigenschaft, die sie enorm beliebt macht: Sie bringen ihren Lenker oder ihre Lenkerin punktgenau ans Ziel. Angekommen, wird das Gefährt an Ort und Stelle geparkt. Das ist zeitsparend, bequem, spontan. Nun plant die Stadt Wien, genau diese Vorteile zu beschneiden.

Vorgesehen ist, dass E-Scooter nicht mehr am Gehsteig parken dürfen. Erlaubt bleibt, sie in der Autoparkspur zurückzulassen. Außer man möchte in der Nähe einer Öffi-Station parken: Dort werden eigene Rollerparkplätze aufgepinselt, 200 sollen es bis Ende des Jahres sein.

Diese Sonderparkplatzregelung ist zugegebenermaßen nicht besonders restriktiv. Rund um die Rollerstellplätze wird technisch ein Sperrbereich eingezogen, der lediglich 100 Meter misst. Innerhalb dieses Bereichs dürfen E-Scooter ausschließlich auf dem Rollerparkplatz stehen – anstatt etwa in einer Lücke in der Autoparkspur, die sich näher am Ziel befände.

Dennoch sind die gesonderten Scooter-Parkplätze unnötig kompliziert. Und eben gar nicht zeitsparend, bequem, spontan. Sie knabbern so am Reiz der Fortbewegungsart. Ein Argument, von umweltschädlicheren Verkehrsmitteln auf E-Scooter umzusteigen, sind sie definitiv nicht.

Für die Stadt haben sie dennoch eine wichtige Funktion: die Beruhigung der erhitzten Gemüter. Immerhin suggerieren gut sichtbare Abstellzonen: Wir tun ja eh etwas gegen das Parkchaos. Auf welch umständliche Art und Weise, ist dabei zweitrangig. (Stefanie Rachbauer, 27.4.2023)