Penkkopf, Dötzenkopf und die Lausköpfe haben mit der Steinernen Agnes und der Schlafenden Hexe eine schöne Gemeinsamkeit. Um sie zu besuchen, braucht man von Salzburg aus kein Auto. Und weil man, um nach Salzburg zu kommen, auch kein Auto braucht, sind sie ideale Ausflugsziele für Menschen, die gerne wandern, aber nicht so gerne Auto fahren. 80 solcher Routen – vom Spaziergang über Bergüberquerungen bis zur 3000er-Besteigung – hat Stefanie Ruep in ihrem Buch Mit Bahn und Bus zum Berggenuss zusammengetragen.

Geht man vom Zederhaus nach Kleinarl, macht man das am besten entlang des Tappenkarsee. Zur Wanderung an- und abreisen kann man mit den Öffis.
Foto: Stefanie Ruep

"Es käme mir komisch vor, wenn ich eine Wanderung, bei der ich Abgeschiedenheit und die Schönheit der Natur genießen will, damit beginne, auf einem großen Parkplatz aus dem Auto zu steigen", sagt Stefanie Ruep, STANDARD-Kollegin. Sie hat nie ein Auto besessen und sehnt sich auch nach keinem. "Ich wohne in der Stadt Salzburg, da ist alles mit dem Rad erreichbar", und wenn es einmal wirklich nicht ohne Auto gehen sollte, "dann bin ich Mobilitätsschnorrerin". Doch die Freundinnen und Freunde ohne Auto werden mehr. Daran ist Ruep auch selbst schuld.

Auf 3000er führt Stefanie Ruep mit ihrem Buch. Die mehrtägige Wanderungen über die Berge rund um Salzburg sind die Highlights der 80 Routen in dem Band.
Foto: Stefanie Ruep

Einmal ausprobieren

Während Corona erkundete sie immer öfter mit den Öffis die Berge rund um die Stadt. Inzwischen ist sie oft mit Freundinnen unterwegs, die es zu schätzen wissen, dass Ruep die Planung übernimmt und einfach nur die Abfahrtszeit ausschickt. Weil das alles so gut geht, hat eine Freundin nun ihr Auto verkauft. Eine Missionarin will Ruep aber nicht sein. Sie wünscht sich, dass mehr Leute es ausprobieren würden, ihre Wanderungen mit Öffis zu machen. "Vielleicht nutzen sie diese dann öfter, wenn sie einmal erkannt haben, wie entspannt das ist und welche Möglichkeiten es bietet." Etwa, dass man nicht zwingend zum Ausgangspunkt zurückkehren muss, weil auf der anderen Bergseite ja auch ein Bus fährt.

Oberhalb von Dorfgastein, mit Blick auf den Paarsee und den Hochkönig.
Foto: Stefanie Ruep

Aber wie entspannt ist es wirklich, wenn man den letzten Bus gerade versäumt hat? "Das ist mir noch nie passiert", sagt Ruep, die zudem bei der Planung drauf schaut, dass bei der Bushaltestelle, von wo sie wieder nach Hause fährt, ein Gasthaus in der Nähe ist. Dann ist es ziemlich egal, ob der nächste Bus in drei oder 57 Minuten kommt.

Überfüllte Busse sind in den hinteren Tälern kein Thema – eher dass das geringe Angebot Grund für die schlechte Akzeptanz sein könnte.
Foto: Stefanie Ruep

"Die Planung mache ich meist auf der Karte – die ist übersichtlicher", sagt Ruep, unterwegs vertraut sie aber auch auf das Smartphone für die schnelle Orientierung und die Suche nach Öffi-Verbindungen. Eine Sammlung von Tipps zu den besten Apps – auch fürs Wetter – finden sich im Buch.

Mit Bahn und Bus zum Berggenuss.
80 Öffi-Wanderungen rund um Salzburg. € 25,– / 306 Seiten.
Verlag Anton Puset
Foto: Verlag Anton Puset

Angebot schafft Nachfrage

Überfüllte Öffis kennt sie nicht. "Einzelne Linien sind gut genutzt, wie bei uns die Linie 150 nach Bad Ischl, aber der Bus fährt inzwischen alle 30 Minuten. An Feiertagen oder reisestarken Wochenenden suche ich mir was aus, wo nicht so viele Menschen hingehen werden." Aber sie erkennt auch, dass beim Ausbau der Öffis noch viel gemacht gehört, was vor allem die mitunter leeren Busse erklärt, in denen sie auch schon fuhr. "Wenn in ein Tal nur einmal am Tag ein Bus um sechs Uhr früh hinfährt und keiner retour – dann kann man den einfach nicht nutzen." Aber sie ist überzeugt: "Wenn man ein Angebot schafft, entsteht auch eine Nachfrage, das haben wir ja schon gesehen." Diesem Gedanken folgend, darf man auch ihr Buch verstehen.

"Nein, ich will nicht die Welt verbessern, ich bin pragmatisch und fördere lieber gute Lösungen", sagt Ruep. Mit dem Buch will sie auch jenen helfen, die solche Touren gerne machen würden, aber zu faul – vielleicht auch zu unerfahren – sind, um sich an die Planung zu machen. Und dann liegen die Lausköpfe am Wochenende eben wieder auf dem Sofa und nicht auf dem Hochkönig. (Guido Gluschitsch, 27.4.2023)