Netflix kämpft mit einem Nutzerrückgang.

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Es ist mittlerweile klar, dass Netflix ein weltweites Passwort-Sharing-Verbot umsetzen wird – und unzählige Menschen dazu zwingen wird, ein eigenes Profil anzulegen oder einen Aufpreis zu zahlen. Während die Userinnen und User in den meisten Ländern noch auf die Umsetzung des neuen Regelwerks warten, testet Netflix seine strikten Regeln mancherorts bereits. Offenbar mit unangenehmen Folgen, wie ein Bloomberg-Bericht aufzeigt.

Die Rede ist von Spanien, wo Kundinnen und Kunden seit Februar einen Aufpreis von 5,99 Euro zahlen müssen, wenn sie ihr Profil mit Freundinnen und Freunden teilen wollen, die in einem anderen Haushalt leben. Wie die Berichterstatter unter Berufung auf das Marktforschungsunternehmen Kantar schreiben, geht diese Maßnahme mit einem massiven Rückgang an Userinnen und Usern einher. Seit Anfang des Jahres habe die Streamingplattform mehr als eine Million Nutzer verloren – von denen zwei Drittel das Konto einer anderen Person mitverwendet hätten.

Negative Auswirkungen

Für Netflix bedeutet das natürlich, dass ein großer Teil der verlorenen User keine zahlenden Kunden waren. Kantar warnt allerdings, dass der Rückgang dem Ruf des Streamingdienstes schaden könne. Netflix selbst sieht das anders. In der Gewinnmitteilung für das erste Quartal 2023 schreibt das Unternehmen, dass es auf jedem Markt Kündigungen sehe, sobald das Passwort-Sharing-Verbot bekanntgegeben wird. Das wirke sich zwar kurzfristig negativ auf das Mitgliederwachstum aus, sorge aber langfristig zu einer Umsatzsteigerung, weil die Mitnutzer eigene Konten anlegen und Zusatzgebühren für "zusätzliche Mitglieder" eingenommen würden.

Das beste Beispiel für diese Entwicklung sei Kanada, das laut Netflix ein verlässlicher Indikator für die USA sei. Dort sei die "Basis an zahlenden Mitgliedern jetzt größer als vor der Einführung des Paid Sharing", und die Umsätze würden schneller wachsen als in den USA.

Neue Regeln

Mehr als 100 Millionen Haushalte betreiben laut Netflix derzeit Account-Sharing. Ein Verbot hat das Unternehmen bisher allerdings nur in Kanada, Portugal, Spanien und Neuseeland eingeführt. Noch im Sommer soll die Maßnahme auf alle Länder ausgeweitet werden, in denen die Streamingplattform verfügbar ist. Kundinnen und Kunden müssen dann einen Hauptstandort festlegen, damit alle im selben Haushalt lebenden Personen auf das Konto zugreifen können.

Wer derzeit gratis auf das Konto eines zahlenden Users zurückgreift, wird das eigene Profil auf ein eigenes Konto übertragen können, um die Watchlist und den aktuellen Stand bei Serien und Filmen nicht zu verlieren. Alternativ dazu kann man bis zu zwei Subkonten für Menschen außerhalb des eigenen Haushalts anlegen. Wie bereits erwähnt, kostet dies in Spanien derzeit 5,99 Euro, in Portugal fallen 3,99 Euro pro Monat an. Unklar bleibt, wie hoch die Kosten in Österreich sein werden. (mick, 27.4.2023)