Endlich praktisch: Ein Forscherteam hat einen KI-Chefkoch entwickelt.


Dieses Bild wurde mithilfe von Midjourney unter der Verwendung des Prompts "editorial photo of a robot cooking in the kitchen, stirring stew in a cooking pot, a fridge in the background. --ar 3:2" erstellt.

Foto: Midjourney, Mey

Chatbots sind nett, wenn man eine zwanglose Unterhaltung mit einer Maschine führen möchte, bei der Faktenrecherche haben sie Schwächen. Bild-KIs sind faszinierend und produzieren wunderschöne Kunstwerke, aber auch sie verändern den Alltag kaum. Auf der anderen Seite gibt es mehr oder weniger smarte Küchengeräte, aber selbst groß angekündigte "intelligente" Öfen liefern auch nicht viel mehr als ein Livebild des Backvorgangs.

Zwei Forschende aus den USA meinen jetzt die Killer-Applikation für künstliche Intelligenz gefunden zu haben, die jeder nutzen kann: eine KI, die aus dem Kühlschrankinhalt Rezepte zaubert.

Bild- und Text-KI vereint

Dafür nutzen David Noever und Samantha Elizabeth Miller vom Technologieunternehmen Peopletec in Alabama die Vorzüge von Bilderkennungssoftware und des Sprachmodells GPT-4 von OpenAI. Anhand eines Fotos des offenen Kühlschranks erkennt die Bild-KI dessen Inhalt, und GPT-4 erstellt daraus ein schmackhaftes Rezept. Entstanden ist die Idee bei einer feuchtfröhlichen Runde, als die Angestellten des Unternehmens auf der Suche nach einem Partyspiel waren.

Die Bild-KI erkennt den Kühlschrankinhalt, und ein Sprachmodell schlägt Rezepte vor.
Foto: Nover, Miller, PeopleTec

Sie fütterten ein Sprachmodell mit ausgedachten Zutaten und amüsierten sich köstlich. Denn die Rezepte der KI waren ungenießbar, aber dafür umso witziger, berichtet Noever. "Während die Zutaten immer interessanter wurden, wurden die Rezepte immer schlechter, bis sie schließlich in Unsinn wie "Ein Rezept für ungarisches Schuhleder, für zwei Personen zum Frühstück" ausarteten – im Grunde völliges Kauderwelsch", wie "Techxplore" berichtet.

Aber: Die Idee blieb hängen, und mit den Fortschritten der KI-Technologie wuchs auch deren praktischer Nutzen, und aus dem Partyspiel ist ein nutzbares Empfehlungssystem für Hobbyköche geworden.

Rezepte auf Basis der 30 häufigsten Zutaten

Für ihre Technik fütterte das Forschungsteam die KI mit über 2.000 Bildern von offenen Kühlschränken. Anhand dieser Bilder erstellte ihr Modell ein 100-seitiges Rezeptbuch mit den 30 häufigsten Zutaten. Der nächste Schritt war, diese Zutaten noch einmal zu fotografieren, schließlich ist jeder Kühlschrank anders und sieht unter verschiedenen Lichtbedingungen möglicherweise ganz anders aus. Damit wurde die KI erneut trainiert. Dazu kamen noch Daten über Portionsgrößen, saisonale Verfügbarkeit, den Umgang mit Resten und Ernährungseinschränkungen – und fertig war die Rezept-KI mit dem klingenden Titel "Der multimodale und modulare KI-Chefkoch".

Das nächste Ziel von Noever und Miller ist klar: Sie wollen eine einfach zu bedienende App entwickeln. Das Paper wurde hier veröffentlicht. (red, 28.4.2023)