Die Seilbahn soll vom Bahnhof Heiligenstadt zunächst über die Donau führen, ehe es zurück auf die andere Donauseite und dann auf den 484 Meter hohen Wiener Hausberg geht.

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Gegen das Projekt der geplanten Seilbahn auf den Wiener Kahlenberg formierte sich zuletzt Widerstand und vonseiten der Politik auch vehemente Ablehnung. Die Wiener Magistratsdirektion äußerte etwa "manifeste fundamentale inhaltliche Bedenken". Planungsstadträtin Ulli Sima (SPÖ) verwies auf das rot-pinke Regierungsprogramm, wonach ein Seilbahnprojekt der Stadt auf den Kahlenberg explizit ausgeschlossen wird. Das gelte auch für private Vorhaben. Zuletzt sprachen sich neben Bürgerinitiativen auch Nudisten der FKK-Zone auf der Donauinsel gegen die Seilbahn aus, weil sie um ihre Privatsphäre fürchten – etwa durch Fotos von Seilbahngondeln aus. Geplant ist die Seilbahn vom Bahnhof Heiligenstadt über die Donau nach Floridsdorf – und von dort hinauf auf den Wiener Hausberg.

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Gondelbahn-Initiator Hannes Dejaco, der das Projekt Mitte März öffentlich vorgestellt hat, geht nun wieder in die Offensive. Bei einem Hintergrundgespräch am Freitag versicherte er etwa, dass die Bedenken der Nudisten ernst genommen würden. So sei geplant, die Kabinen im unteren Bereich technisch auf Milchglas-Optik umzuschalten, wenn der FKK-Bereich passiert wird. "Das ist technisch keine Weltsensation und leicht umsetzbar", sagte Dejaco.

Bilder aus der Gondel sollen in gewissen Bereichen durch Milchglas-Optik eingeschränkt werden, sagt Projektbetreiber Hannes Dejaco.
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Bisher noch kein Termin mit Stadtchef Ludwig

Der Unternehmer erhöht gleichzeitig den Druck auf die rot-pinke Stadtregierung. So kritisierte er, dass die Stadtpolitik auf oberster Ebene angefragte Gesprächstermine bisher nicht angenommen habe. Er habe "selbstverständlich" das Gespräch mit Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ) sowie den zuständigen Stadträtinnen und Stadträten gesucht. Noch sei es aber zu keinen persönlichen Terminen gekommen. Gespräche habe es aber schon mit der Planungsdirektion oder dem Büroleiter von Stadtchef Ludwig gegeben, versicherte Dejaco.

Vorerst gibt es rund um das 70-Millionen-Euro-Projekt eine Pattstellung. Denn um das naturschutzrechtliche Verfahren für die Seilbahn bei der Stadt überhaupt einleiten zu können, braucht Dejaco nach Eigenangaben eine Zustimmungserklärung der Stadt. Diese ist notwendig, weil die Stadt auch Grundstückseigentümerin ist. Gleichzeitig bemängelt die Magistratsdirektion aber, dass bisher noch keine präzisen Projektunterlagen eingereicht wurden. "Wir würden gerne zum naturschutzrechtlichen Verfahren einreichen, können aber nicht", sagt Dejaco.

Damit wird vorerst auch die Klärung der Frage, ob allenfalls eine Pflicht zur Umweltverträglichkeitsprüfung (UVP) besteht, vertagt. Immerhin könnte laut der Wiener Landesumweltanwaltschaft schutzwürdiges Gebiet von der Seilbahn betroffen sein. Dejaco selbst geht davon aus, dass "keine Notwendigkeit für eine UVP besteht".

Über die Donau gondeln soll möglich werden, wenn es nach den Seilbahnbetreibern geht. Die Wiener Stadtpolitik ist derzeit mehrheitlich dagegen.
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Einreichung für Bauverfahren im Sommer

Für das Seilbahn-Projekt auf den Kahlenberg erhielt Dejaco im Mai des Vorjahres eine Konzession zum Bau und Betrieb. Erteilt wurde diese in zweiter Instanz durch ein Erkenntnis des Bundesverwaltungsgerichts. Der Betreiber benötigt aber noch weitere Genehmigungen, etwa zum Naturschutz – und auch die Unterstützung von Rot-Pink in Wien. Weil diese aber derzeit nicht in Sicht ist, will sich Dejaco vorerst auf das baurechtliche Verfahren konzentrieren. "Die Unterlagen werden im Sommer eingereicht."

Laut Dejaco sei es bisher nicht ausreichend gelungen, die positiven Aspekte des Projekts hervorzustreichen. So wirbt der Betreiber etwa damit, dass mit der Seilbahn auch eine direkte Öffi-Verbindung zwischen der Talstation Heiligenstadt – mit Umstieg auf U-Bahn und S-Bahn – und Floridsdorf realisiert wird. Bei der geplanten Station Strebersdorf soll eine Park-and-Ride-Anlage mit 630 Autoparkplätzen sowie eine große Fahrradgarage entstehen. Zudem soll der bestehende Parkplatz am Kahlenberg deutlich verkleinert werden.

Der bestehende Parkplatz auf dem Kahlenberg – nahe der geplanten Bergstation der Gondelbahn – soll signifikant reduziert werden.
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Kritiker bemängeln hingegen, dass Stützen auch im Nutzwaldgebiet des Kahlenbergs errichtet werden müssten. Und es könnte schutzwürdiges Gebiet auf der Donauinsel und am Kahlenberg betroffen sein. Zudem sei die weithin sichtbare Seilbahn großteils auf Touristen ausgerichtet.

Betreiber gab Umfrage in Auftrag

Um einen direkten Austausch mit betroffenen Anrainerinnen und Anrainern zu schaffen, werden weitere Informationsveranstaltungen geplant. Diese sind für Mitte Juni in Floridsdorf und Döbling vorgesehen (Details siehe "Service" am Ende dieses Artikels). Auch die dem Projekt kritisch gegenüberstehenden Nudisten seien herzlich eingeladen, sagte Dejaco. "Sie sollen nur bitte angezogen kommen."

Das Projekt umfasst vier Stationen und insgesamt 23 Seilbahnstützen. Richtung Kahlenberg sind die Gondeln teilweise auch in einer Höhe von 55 Metern unterwegs.
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Die Projektbetreibergesellschaft sieht sich auch durch eine selbst in Auftrag gegebene Umfrage bestätigt. Anfang April wurden in einer Onlinebefragung 900 repräsentative Wienerinnen und Wiener befragt, wobei Bewohnerinnen und Bewohner in den Bezirken Floridsdorf und Döbling besonders im Fokus standen. Demnach hielten zwei Drittel der Befragten die Seilbahn für eine sehr oder eher gute Idee. Dieser Wert wurde erreicht, nachdem den Befragten Details und Infos der Projektbetreiber gezeigt wurden. Weniger als ein Viertel zeigte sich skeptisch. 55 Prozent der Befragten aus Döbling hielten die Seilbahn für eine sehr oder eher gute Idee, in Floridsdorf waren es 69 Prozent.

Durchgeführt hat die Befragung die Triple M Matzka Markt- und Meinungsforschung. Geschäftsführerin Christina Matzka verwies darauf, dass die Zustimmungsrate unter jenen Befragten, die das Projekt bereits kannten, nach dem Zeigen von weiteren Informationen zum Projekt noch gesteigert werden konnte. (David Krutzler, 28.4.2023)