Eine kontrollierte Wohnraumlüftung mit Wärmerückgewinnung kann auch als sehr effiziente Heizung fungieren, heißt es vom Dachverband.

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Im letzten Winter wurde weniger geheizt als sonst, das ließ mancherorts den Schimmel wachsen. "Generell lüften die Leute zu wenig", sagt Hans Jörg Ulreich, WKÖ-Bauträgersprecher. Er hat im Winter manche Mieterinnen und Mieter brieflich daran erinnert, nicht auf das Heizen zu vergessen.

Eine kontrollierte Wohnraumlüftung könnte der Entstehung von Schimmel vorbeugen. Ulreich baut sie auch manchmal in seine Wohnungen ein, aber nicht immer. Vielmehr nur dann, wenn es "bauphysikalisch notwendig ist", etwa bei Räumen im Erdgeschoß, "wo die Leute noch weniger lüften als sonst" – möglicherweise auch wegen Angst vor Einbrechern.

"Technik überfordert"

Und auch im Dachgeschoß kommt bei ihm jedenfalls dann eine Lüftung zur Anwendung, wenn es etwa aus Lärmschutzgründen ratsam ist, die Fenster nicht allzu häufig aufzumachen. Was für Ulreich dagegen spricht, in allen Wohnungen Komfortlüftungen einzubauen: Die Kosten für Errichtung und Wartung (regelmäßiger Filtertausch), "und dass viele Bewohner mit der Technik überfordert sind".

Für Jochen Sattelberger, Sprecher der Komfortlüftungssysteme Austria, einem Dachverband der österreichischen Hersteller, überwiegen naturgemäß die Vorteile. Elf Mitglieder hat der Verband, diese decken rund 85 Prozent des heimischen Marktes ab.

"Bis etwa 2014 haben wir uns stetig nach vorne entwickelt", sagt Sattelberger. Damals seien von vier Komfortlüftungen drei im mehrgeschoßigen Bereich und eine in einem Einfamilienhaus verbaut worden. Doch mittlerweile sei die Branche ins Hintertreffen geraten, das Verhältnis hat sich umgedreht: Die Einfamilienhäuser wurden für die Hersteller wichtiger, im mehrgeschoßigen Bereich herrscht Flaute. "Dort geht man wieder zum kontrolliert undichten Gebäude zurück."

Lüftungsschlitze

In Passivhäusern ist zwar indirekt eine Wohnraumlüftung vorgeschrieben, weil sonst durch Lüften zu viel Wärme verlorenginge. Doch das Passivhaus ist – jedenfalls noch – keine Vorschrift; erst 2030 müssen laut den Plänen der EU alle Neubauten Null-Emissions-Gebäude sein (was nicht zwingend Passivhaus bedeutet). Einstweilen werden bei dichten Neubauten gar nicht so selten Lüftungsschlitze in die Fassaden gemacht, um zu verhindern, dass die Bewohner ersticken.

Dabei wären Komfortlüftungen noch wesentlich effizienter als Wärmepumpen, sagt Sattelberger: Aus einer Kilowattstunde Strom könne eine Komfortlüftung 20 Kilowattstunden Wärme machen. "Es ist ein bisschen wie Altpapier-Recycling, da macht man aus dem Großteil des Altpapiers neues Papier." Im industriellen Bereich sei das schon länger klar, dass man warme Abluft nicht ungenutzt entweichen lassen sollte.

Hoffen auf Förderungen

Die Branche hofft nun auf Förderanreize. Insbesondere eine Berücksichtigung in der thermischen Sanierungsförderung des Bundes wäre aus Sattelbergers Sicht zu begrüßen. Und weiters sollte das Vorhandensein einer Komfortlüftungsanlage im Energieausweis schon auf der ersten Seite zu sehen sein, sagt er.

In den Ländern ist die Fördersituation divers: Tirol, Vorarlberg und Kärnten fördern Komfortlüftungen mit Wärmerückgewinnung direkt, dort seien Lüftungsanlagen auch bei Genossenschaftswohnungen Standard, sagt Sattelberger. In den anderen Ländern werde meist nur indirekt über die Erreichung einer besseren Energiekennzahl gefördert.

Und der Verbandssprecher will auch mit zwei "Mythen" aufräumen. "Viele glauben immer noch, dass man mit einer Komfortlüftung die Fenster nicht aufmachen darf. Natürlich darf man", sagt Sattelberger. "Aber man muss nicht." Zweitens: die Hygiene. Lüftungsanlagen seien voller Keime, hört er oft. "Abluft und Zuluft sind aber immer getrennt", stellt Sattelberger klar. (Martin Putschögl, 3.5.2023)