Musk hat Erinnerungslücken – zugegeben, es waren auch bewegte Jahre für den US-Unternehmer, der vier Firmen gleichzeitig führt.

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Nach dem tödlichen Unfall des Apple-Ingenieurs Walter Huang im Jahr 2018 mit einem Tesla muss sich Elon Musk einer dreistündigen Befragung unter Eid stellen. Nachdem seine Anwälte behauptet hatten, Aussagen des US-Unternehmers zu Teslas Autopiloten seien möglicherweise Deepfakes gewesen, reagierte der Richter ungehalten.

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DER STANDARD

Zutiefst beunruhigend

Die Behauptungen, Musks Aussagen wären Deepfakes, seien "zutiefst beunruhigend für das Gericht", ließ die verantwortliche Richterin Evette Pennypacker in einer vorläufigen Entscheidung wissen. Die Argumentation der Anwälte, nur weil Musk berühmt sei, sei er verstärkt ein Ziel für Deepfakes, mache ihn nicht immun. Man könne nicht einfach sagen, was man will, und sich dann hinter der Möglichkeit eines Deepfakes verstecken. "Das Gericht", schreibt Pennypaker weiter, "ist nicht bereit, einen solchen Präzedenzfall zu schaffen, indem es Teslas Vorgehen hier gutheißt."

Die Anwälte von Musk wollten bisher nicht zugeben, ob der US-Unternehmer bestimmte Aussagen zum Tesla-Autopiloten selbst gemacht hatte oder nicht. Laut Gericht ist er aber der Einzige, der das bestätigen oder eben dementieren könnte. Das Vermeiden einer klaren Aussage dazu lässt die Richterin deshalb eine sogenannte "Apex Deposition" aussprechen. Eine "Deposition" ist ein im US-amerikanischen Prozessrecht benutztes Verfahren der Zeugeneinvernahme im Vorfeld der mündlichen Verhandlung eines Prozesses – der Zusatz "Apex" verrät, dass es sich in diesem Fall um eine hochrangige Führungskraft geht.

Autopilot

Im Mittelpunkt des Falls stehen vor allem Musks Aussagen zum Autopiloten bei Tesla. So verweigerten seine Anwälte in der laufenden Verhandlung eine Bestätigung, ob es beispielsweise im Juni 2014 wirklich Musk war, der sagte: "Ich bin davon überzeugt, dass wir in weniger als einem Jahr von der Hauseinfahrt bis zur Autobahnabfahrt ohne die Berührung des Lenkrads fahren können." Gemacht wurde das Statement im Rahmen einer Shareholder-Sitzung, die auf Youtube nachgesehen werden kann.

Trotzdem wollten die Anwälte nicht bestätigen, dass Musk diese Aussagen wirklich gemacht hat. Man würde kein "Archiv über öffentliche Aussagen" führen, und Musk selbst hätte sich an diesem Tag auch keine Notizen gemacht.

Den Fall ausgelöst hatten im Jahr 2019 die Frau und die Kinder von Walter Huang, einem 38-jährigen Apple-Ingenieur, der im März 2018 in seinem Tesla Model X starb, während er im Autopilot-Modus fuhr. (red, 28.4.2023)