Pastor Ezekiel Odero nach seiner Festnahme.

Foto: AP/Maarufu Mohamed

Nairobi – Nach dem Tod von mehr als hundert mutmaßlichen Sektenmitgliedern in einem Wald in Kenia ist der prominente Anführer einer anderen selbsternannten Kirche vor Gericht erschienen. Ezekiel Odero, einer der einflussreichsten Prediger Kenias und Chef des Neues-Leben-Gebetszentrums sowie der Neues-Leben-Kirche, werde verdächtigt, Verbrechen wie Mord, Beihilfe zum Suizid, Entführung, Kinderquälerei, Betrug und Geldwäsche begangen zu haben, erklärte die Staatsanwaltschaft am Freitag.

Die Staatsanwaltschaft verfügt nach eigenen Angaben über "glaubwürdige Informationen", welche die Machenschaften von Odero mit jenen des selbsternannten Pastors Paul Mackenzie Nthenge in Verbindung bringen. Dieser hatte Anhänger seiner sogenannten Internationalen Kirche der guten Nachricht dazu gebracht, sich in einem Wald nahe der Küstenstadt Malindi zu Tode zu hungern, um "Jesus zu begegnen".

Leichen gefunden

Die Staatsanwaltschaft stellte nun einen Zusammenhang zwischen den im Shakahola-Wald gefunden Leichen und dem Tod von "mehreren unschuldigen und verletzlichen Anhängern" von Odero her. "Die Polizei hat ermittelt, dass es auf dem Gelände der Neues-Leben-Gemeinde in Mavueni bei Malindi mehrere Todesfälle gab", erklärte die Staatsanwaltschaft. Eine genaue Opferzahl nannte sie nicht. Die Leichen von Oderos Anhängern wurden demnach in einer privaten Leichenhalle aufbewahrt, bevor sie in den Wald gebracht und dort begraben wurden.

AFP

Odero war am Donnerstag in Malindi wegen der mutmaßlichen "Massentötung" von Anhängern seiner Sekte festgenommen und in die Hafenstadt Mombasa gebracht worden. Oderos sogenanntes Gebetszentrum wurde nach Angaben des kenianischen Innenministers Kithure Kindiki geschlossen. Mehr als hundert Menschen, die in den Räumlichkeiten "eingesperrt" gewesen seien, seien in Sicherheit gebracht worden, führte Kindiki aus. Die Staatsanwaltschaft beantragte am Freitag, Odero für 30 Tage in Untersuchungshaft zu nehmen.

Kirche für 40.000 Menschen

Bei Odero handelt es sich um einen reichen Fernsehprediger, der große Massen in seinen Bann zieht. Seine Kirche südlich von Malindi bietet Platz für 40.000 Menschen. Odero verkauft an seine Anhänger angeblich "heilige" Stofffetzen, die nach seiner Darstellung Krankheiten heilen können.

Im Shakahola-Wald waren in den vergangenen Tagen die Leichen von mehr als hundert mutmaßlichen Sektenmitgliedern gefunden worden. Nach der Exhumierung von elf weiteren Leichen am Donnerstag erhöhte sich die Gesamtzahl der Toten nach Polizeiangaben auf 109. Beim Großteil der Opfer handelt es sich um Kinder. Die Suche nach weiteren Toten dauert an. Sektenführer Nthenge hatte sich Mitte April der Polizei gestellt und ist in Gewahrsam. Kenias Staatschef William Ruto hatte in der Folge angekündigt, mit aller Härte gegen "inakzeptable" religiöse Bewegungen vorzugehen. Innenminister Kindiki besuchte am Freitag erneut den Fundort der Leichen im Shakahola-Wald und kündigte einen großangelegten Such- und Rettungseinsatz an, um weitere Überlebende zu finden und "so viele Leben wie möglich zu retten". (APA, AFP, 28.4.2023)