Der Museumsbau von Heinz Tesar war zuletzt nur ein Depot – nun gibt es Pläne zur Wiedereröffnung.

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Zumindest farblich gab es zwischen dem Essl-Museum in Klosterneuburg und der Wiener Albertina schon bisher Übereinstimmung. Jene rosa Skulptur von Franz West, eine Wurst in einem Kringel, die den Essl-Bau stets als ikonische Landmark zierte, fügt sich zu Klaus Albrecht Schröders rosa Marketing-Albertina-Hase auch symbolisch wunderbar: "Seid fruchtbar und vermehret euch!", lautet die Botschaft der Objekte.

Gesagt, getan. Schröder, längstdienender Museumschef des Landes und aktuell in seinem vorletzten Jahr als Albertina-Chef, will dem 2016 geschlossenen Essl-Museum zu einem zweiten Frühling verhelfen und es für Besucher wieder öffnen – als nunmehr dritten Albertina-Standort neben dem Haupthaus und dem mit Hilfe Hans Peter Haselsteiners revitalisierten Künstlerhaus. Mit dieser vollmundigen Ankündigung verzückte Schröder diese Woche nicht nur Freundinnen und Freunde des Essl-Museums, er stieß auch die Politik vor den Kopf, die er in seine Pläne offenbar gar nicht recht einweihen wollte.

Keine zusätzlichen Kosten?

Warum auch, denkt sich ein Macher wie Schröder, der den Plan mitten hinein in die laufende Ausschreibungsphase für seine Nachfolge ventilierte und damit dieser eine gewichtige zusätzliche Aufgabe hinterlassen würde. Für eine Wiederöffnung und den Betrieb des 1999 von Architekt Heinz Tesar errichteten Schmuckkästchens für den Privatsammler Karlheinz Essl brauche Schröder laut eigenen Aussagen "keine zusätzliche Basissubvention des Bundes". Der Betrieb erfordere einzig zusätzliche Personalkosten für Security in Höhe von 350.000 Euro jährlich, die offenbar aus dem aktuellen Albertina-Budget gestemmt werden sollen. Da das Haus schon bisher als Depot für die via Schenkung und Leihgabe an die Albertina gelangte Essl-Sammlung genutzt wurde, würden sich die Energiekosten kaum ändern. Mittelfristig rechnet Schröder mit 50.000 bis 80.000 Besuchern jährlich.

Das ist einigermaßen optimistisch, wenn man die Vorgeschichte des an der Klosterneuburger Donauau gelegenen Standorts kennt. Der war gelinde gesagt suboptimal, von Anfang an war das am Wohnsitz von Baumax-Gründer Karlheinz Essl gelegene Museum defizitär, selbst Shuttledienste zwischen Wien und Klosterneuburg, zeitweise gratis angeboten, brachten nicht den erhofften Turnaround. In Folge der Baumax-Insolvenz rettete Hans Peter Haselsteiner die Sammlung Essl, einen Betrieb des Museums hielt dieser aber für zu kostspielig.

Zuschüsse der öffentlichen Hand gab es damals, 2015 steuerte das Land Niederösterreich 460.000 Euro bei. Am Ende sollte es am Bund scheitern, der sich nur in geringfügigerem Ausmaß beteiligen wollte, als Essl erhoffte. Eine Förderung für Vermittlungsprogramme hätte es gegeben, nicht aber die für den laufenden Betrieb geforderten 3,2 Millionen Euro. 2016 wurde das Haus fürs Publikum geschlossen.

Aktuell sind Subventionen seitens des Landes Niederösterreich kein Thema. "Wir sind da nicht involviert", erklärt Hermann Dikowitsch, Leiter der Abteilung Kunst und Kultur, auf Anfrage. Nachsatz: Das Gespräch werde man suchen, konkret jedoch nur zur Abstimmung im Hinblick auf Sonderausstellungen, um inhaltliche Überschneidungen zu vermeiden.

Wechselnde Schwerpunkte

Was will Schröder also inhaltlich mit dem Haus, das bestenfalls bis Ende des Jahres wieder öffnen soll? Anders als in der Albertina und der Albertina modern ist kein dezidierter Ausstellungsbetrieb geplant, sondern wird die Präsentation der Struktur einer Schausammlung entsprechen, teilt Schröder auf Nachfrage mit. Geplant sind wechselnde Schwerpunktsetzungen, etwa mit Künstlern, von denen die Albertina mehr als zehn wichtige Werke besitzt. Auf der langen Liste an Gegenwartskunst, die durch die Sammlung Essl an die Albertina gelangte, finden sich Namen wie Georg Baselitz, Maria Lassnig, Cindy Sherman, Pipilotti Rist oder David Hockney.

Ungeachtet des Besuchermangels waren die Ausstellungen des Essl-Museums stets ansprechend – präsentiert wurde ein spannender Mix aus österreichischer und internationaler Kunst nach 1945. Die helle Architektur Heinz Tesars bestach auch durch ein Café auf dem Dach. Inwiefern es Schröder gelingen kann, an die Glanzzeit des Museums fruchtbringend anzuschließen, wird sich erst zeigen. Fortsetzung folgt. (Stefan Weiss, Olga Kronsteiner, 30.4.2023)