Den Aktivistinnen und Aktivisten der Letzten Generation schlägt auf den Straßen viel blanke Wut entgegen.

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Der Kampf der Suffragetten für das Frauenwahlrecht. Der Kampf der US-Bürgerrechtsbewegung für ein Ende der Rassengesetze. Und der Kampf der Klimaaktivisten für mehr Maßnahmen zur Reduktion des CO2-Ausstoßes. Alle drei Protestbewegungen haben zwei Dinge gemeinsam. Erstens: Das zentrale Mittel des Protests war ziviler Ungehorsam. Zweitens: Die große Mehrheit der Bevölkerung lehnte die Proteste zum jeweiligen Zeitpunkt ab. Die Forderungen – und auch die Protestformen selbst – hielten viele für zu radikal.

Suffragetten und US-Bürgerrechtler haben aber noch etwas gemeinsam: Die Errungenschaften, für die sie damals kämpften, sind heute in jeder Demokratie selbstverständlich. Anders gesagt: Die Geschichte hat den "Radikalen" von einst recht gegeben.

Klimaaktivistinnen der Letzten Generation machen wie hier in Berlin mit Straßenblockaden und anderen Protesten Druck auf die Politik.
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Extremistisch und bedrohlich?

Wahlrecht für Frauen und die schwarze US-Bevölkerung sind dabei nur zwei historische Beispiele unter vielen. Ob Recht auf Krankenstand oder Ehe für alle: Jede gesellschaftliche Veränderung begann damit, dass eine Minderheit Dinge einforderte, die eine Mehrheit für extrem oder bedrohlich hielt.

Umso irritierender ist die Wut, die heute jugendlichen Klimaaktivistinnen und -aktivisten entgegenschlägt. Denn die Diagnose der jungen Protestierenden ist richtig – und die Wissenschaft bestätigt sie: Die aktuellen politischen Maßnahmen reichen nicht aus, sie werden zu langsam umgesetzt, um die drohende Klimakatastrophe noch abwenden zu können. Zumindest für eines stehen die Chancen daher hoch: dass die Geschichte auch den Klimaaktivisten als "Radikalen" von heute einmal recht geben wird. (Martin Tschiderer, 2.5.2023)