Aktivistin Anja Windl bei einer Protestaktion vor der Urania.

Foto: Stefanie Rachbauer

Die Polizei löste die Demonstration um 9 Uhr auf.

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Aufgebot der Polizei auch bei der Friedensbrücke.

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Wie angekündigt haben Mitglieder der aktivistischen Gruppe Letzte Generation am Mittwoch eine Verkehrsblockade in Wien durchgeführt. Entlang des Donaukanals kam es auf der Kreuzung der Aspernbrücke vor der Urania sowie bei der Friedensbrücke jeweils am Südufer zu einer Sperre. Um etwa 9 Uhr waren die Blockaden aufgelöst.

Videoreportage: Aktivistinnen der Letzten Generation haben Dienstagfrüh den Währinger Gürtel blockiert. Rund 20 Wissenschafter unterstützten den Protest vor Ort.
DER STANDARD

Laut Letzter Generation zählen die Aktionen vom Mittwoch zur "bisher größten Protestwelle". In einer Aussendung heißt es: "Die empörten Bürger:innen greifen zu diesem drastischen Mittel, weil sie nicht nachvollziehen können, warum die allereinfachsten, billigsten Schutzmaßnahmen wie Tempo 100 auf der Autobahn immer noch nicht umgesetzt sind."

Marina Hagen-Canaval, Sprecherin der Letzten Generation, sagte: "Wir haben keine Zeit mehr zu verlieren. Die Klimakrise ist eine existenzielle Bedrohung für unsere Gesellschaft und für zukünftige Generationen. Wir werden nicht aufhören zu protestieren, bis wir wissen, dass uns eine sichere Zukunft erwartet. Es steht gerade alles auf dem Spiel."

Die Polizei bestätigte Blockaden in diesen Bereichen und informierte auf Twitter: "Wir sind mit verstärkter Kräfteanzahl im Einsatz, um die temporären Verkehrssperren so schnell wie möglich wieder aufheben zu können."

Die am Dienstag gestartete Protestwelle soll drei oder sogar vier Wochen andauern und Druck auf die Regierung machen, mehr für den Klimaschutz zu tun. Unter anderem fordert die Letzte Generation Tempo 100 auf Autobahnen sowie ein Verbot neuer Öl- und Gasbohrungen.

Laut ÖAMTC kam es zu großflächigen Staus im Bereich rund um den Schwedenplatz. Betroffen waren unter anderem die Strecke vom Franz-Josefs-Kai bis zur Salztorbrücke, die Schüttelstraße bis zur Rotundenbrücke, die Untere und Obere Donaustraße auf einer Länge von 2,5 Kilometern sowie die Praterstraße, die Franzensbrückenstraße und die Vordere Zollamtsstraße. Während der Aktion am Alsergrund reichte der Stau von der Friedensbrücke über fünf Kilometer bis zur Nordbrücke.

Karl Mahrer kritisiert Aktionen

Kritik an den Demonstrationen kommt aus der ÖVP. Der Wiener Landesparteiobmann Karl Mahrer sagte in einer Aussendung: "Die Proteste zeigen ganz klar, dass es den Klima-Aktivisten nicht mehr um den Klimaschutz geht, sondern rein um Blockade-Events." Laut Mahrer würden die Protestierenden in Kauf nehmen, "dass hunderte Maturantinnen und Maturanten zu spät zur wichtigsten Prüfung ihrer schulischen Laufbahn kommen".

Laut Mahrer seien Wienerinnen und Wiener die Blockaden leid und spricht von "morgendlicher Geiselhaft".

Habeck: Aktionen der Letzten Generation "politisch falsch"

In Deutschland hat Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) die Aktionen der Klimaaktivisten der Letzten Generation am Dienstag als "politisch falsch" bezeichnet. Bei einer Wahlkampfveranstaltung der Bremer Grünen sagte er, in einer Demokratie müssten politische Kampagnen breite Mehrheiten schaffen. Er verwies dabei auf die Bewegung Fridays for Future, die dies vor zwei Jahren erreicht habe.

Er halte es nicht für sinnvoll, nur in einem bestimmten Segment Zuspruch zu bekommen. Zugleich habe er "hohen Respekt" vor den Aktivisten der Letzten Generation. "Dass sie Zukunftsangst haben, das spreche ich ihnen überhaupt nicht ab", betonte Habeck. "Und trotzdem finde ich es politisch falsch, wie die Aktionen laufen." Bremens Verkehrssenatorin und Grünen-Spitzenkandidatin Maike Schaefer ergänzte, sie halte die Mittel ebenfalls für falsch. Aber die Forderungen seien richtig. In Bremen wird am 14. Mai ein neues Landesparlament gewählt. (luza, APA, 3.5.2023)