Nach einem intensiven Museumsbesuch sehnt man sich oft nach frischer Luft und Tageslicht. Mit der frischen Luft ist das in der Großstadt manchmal so eine Sache, doch gleich vor mehreren Museen in Wien wird nun versucht, mittels Begrünung einen kleinen Erfrischungseffekt zu erzielen. Gräser, Stauden und Bäume sollen das Museumsquartier (MQ) innerhalb der nächsten drei Jahre jedenfalls sukzessive grüner und die Luft dort etwas kühler werden lassen. Weiters wird der Vorplatz vor dem Wien-Museum teilentsiegelt und mit mehr Bäumen bedacht.

Wie genau die Höfe rund um Leopoldmuseum, Mumok, Kindermuseum und Architekturzentrum in Zukunft aussehen sollen, wurde in einem Landschaftsplanungswettbewerb entschieden. Gewonnen hat der Entwurf "MQ in morphosis" von Anna Detzlhofer (D/D Landschaftsplanung), wie der "Kurier" als Erstes berichtete und am Donnerstag auch das MQ im Detail mitteilte.

Der Begrünungsentwurf sieht für jeden der Höfe und den Vorplatz des MQ ein eigenes Thema vor:

Im Haupthof sollen unter anderem Seidenakazien und Tautropfengras für "mediterranes Flair" sorgen.
Visualisierung: D/D Landschaftsplanung

Im Haupthof, wo sich unter anderem das Leopoldmuseum, die Kunsthalle und das Mumok befinden, sollen Bäume wie Seidenakazien oder Zelkoven sowie Pflanzen wie die Weidenblättrige Sonnenblume, Tautropfengras, Fackellilie oder Monbretie für "mediterranes Flair" sorgen. Es handle sich bei den Pflanzenarten um besonders hitzeliebende Gewächse, was dort – wie Hochsommerbesucher des Areals wissen – kein Fehler sein kann. Für den Winter sind Rosmarin und Junkerlilien vorgesehen.

Ein Dschungel für die Kinder

Großblättrige Gehölze sollen beim Zoom-Kindermuseum für Dschungelfeeling sorgen.
Visualisierung: D/D Landschaftsplanung

Beim Zoom-Kindermuseum im Fürstenhof sollen großblättrige Gehölze wie Pappau, berankte Hopfenstangen, Großblatt-Funkien oder Ziergräser Dschungelfeeling verbreiten.

Im Staatsratshof beim Architekturzentrum Wien wird unter dem Motto "Pink Cloud" mit Waldkiefern und Gräsern wie Pampas- oder Texasgras sowie immergrüner Wolfsmilch und Palmlilien gearbeitet.

Waldkiefern und Gräser sollen den Hof beim Architekturzentrum verschönern.
Visualisierung: D/D Landschaftsplanung

Am MQ-Vorplatz an der Zweierlinie entsteht ein "Parlament der Klimabäume": Zehn ausgewählte Bäume samt Infotafeln sollen dort als Plädoyer für den Aufbruch und notwendige Veränderungen in der Gestaltung und Planung von urbanen Räumen stehen.

Erste Pflanzen ab dem Sommer

Die Pläne werden über einen Zeitraum von drei Jahren umgesetzt. Die Pflanzen sollen sich an das Stadtklima gewöhnen und weiterentwickeln, sodass sich die Begrünung stetig verdichtet. Erste Begrünungsmaßnahmen werden aber bereits im Sommer zu sehen sein. Über die Kosten der Begrünung könne man zum jetzigen Zeitpunkt noch keine Auskunft geben, hieß es seitens des MQ.

Ziel, bis 2030 klimaneutral zu sein

Die Begrünung ist Teil der Strategie "MQ goes green", in dessen Rahmen das Kulturareal bis 2030 klimaneutral werden soll. "Die Begrünung der MQ-Höfe und Außenflächen wird wesentlich dazu beitragen, die Aufenthaltsqualität am Areal zu erhöhen. Das Museumsquartier ist ein Gemeinschaftsraum, ein öffentliches Forum, in dem das Thema Nachhaltigkeit für die Besucherinnen unmittelbar erlebbar wird", teilte Direktorin Bettina Leidl in einer Aussendung mit.

Welche weiteren Maßnahmen es noch zum Erreichen der Klimaneutralität geben wird, ist einer MQ-Sprecherin zufolge derzeit noch Teil einer Machbarkeitsstudie. Leidl führte im Ö1-"Morgenjournal" aus, dass es für den Umstieg auf erneuerbare Energie – Geothermie, Solarpaneele und Fernkälte – dann verschiedener Baumaßnahmen bedürfe, und im Zuge dessen würden die Gehölzer, die bereits jetzt aufgestellt werden, dann fix in die Erde gepflanzt.

Leidl war Vorsitzende der Jury, die über die Planungsentwürfe entschieden hat. Sie und die weiteren vier Jurymitglieder – Landschaftsarchitektin Birgit Leinich, Angelika Fitz (Direktorin Architekturzentrum Wien) sowie Roland Krebs von Superwien Urbanism ZT GmbH und Georg Poduschk von PPAG Architekten – hatte einstimmig für Anna Detzlhofers Entwurf von D/D Landschaftsplanung gestimmt. Vier Landschaftsplanungsbüros waren zur Teilnahme an dem zweistufigen Wettbewerb eingeladen worden.

Resselpark neu

Konkrete Vorstellungen für Begrünung gibt es auch für die Flächen beim Wien-Museum. Im Zuge des Umbaus des Hauses am Karlsplatz soll auch der Resselpark im Bereich des Museumsvorplatzes umgestaltet werden. Die Begrünungs- und Entsiegelungsmaßnahmen betreffen konkret den rund 6.500 Quadratmeter großen Teilbereich zwischen dem Wien Museum, dem Winterthur-Gebäude, der Symphonikerstraße und dem Moore-Teich. Der Spatenstich für die Umbauarbeiten dieses Areals erfolgte vergangenen Dienstag, die Fertigstellung ist für Ende 2023 vorgesehen.

Neue Bäume, neue Sitzgelegenheiten und ein Wasserspiel – Teile des Resselparks werden umgestaltet.
Visualisierung: Wiener Stadtgärten/Merlin Bartholomäus + Karl Grimm

Neue Grünflächen, neu gesetzte Bäume und rund 500 Quadratmeter Staudenbeete sollen den Resselpark aufwerten und ihn zu einer "echten weiteren klimafitten innerstädtischen Anlage" für Wienerinnen und Wiener machen, teilte Klimastadtrat Jürgen Czernohorszky (SPÖ) anlässlich des Spatenstichs mit. Das umgebaute Wien-Museum selbst soll im Dezember wiedereröffnen.

Das Erscheinungsbild des Resselparks wird sich bis dahin nicht nur jahreszeitlich bedingt verändern: Vor dem Winterthur-Gebäude wird das Bambusdickicht zugunsten der Schaffung einer Rasenfläche entfernt. 375 Quadratmeter werden entsiegelt bzw. teilentsiegelt – der Großteil davon soll als Pflaster mit Rasenfuge gestaltet werden. Da die derzeitigen Pflasterflächen nach Informationen der Stadt nicht den technischen Ansprüchen entsprechen, wird ein neuer heller Plattenbelag samt Unterbau hergestellt.

Wasserspaß und Abkühlung im Park

Das anfallende Wasser eines rund 30 Quadratmeter großen Wasserspiels, das über Nebeldüsen und drei Bodenfontänen verfügen wird, soll über eine Ringdrainage den Bäumen zugeleitet werden. Im Park sind auch weitere Boden-Nebeldüsen vorgesehen sowie ein Trinkbrunnen. Statt des bisherigen Radwegs wird es einen gemischten Rad/Fuß-Weg geben. Des Weiteren werden mehrere Sitzbereiche errichtet und die Parkbeleuchtung an die neue Wegführung angepasst. (spri, 4.5.2023)