Aus den intergalaktischen Außenseitern sind Publikumslieblinge geworden: hier Zoe Saldaña als Gamora.
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Im Leben ist er unvermeidlich: der Abschied. Sei es von Familienmitgliedern, Freunden oder guten Bekannten. Ein Fall von Letzterem und das im großen Stil ist der dritte und letzte Guardians of the Galaxy-Film von US-Regisseur James Gunn. Seine bunt zusammengewürfelte Truppe an Marvel-Superhelden geht in Pension. Guardians-Darsteller Zoe Saldaña und Dave Bautista hatten bereits angekündigt, dass dies ihr letzter Auftritt sein wird. Gunn selbst zieht es weiter zu DC, wo er dessen Superheldenuniversum neu aufbauen soll.

Ihren ersten Auftritt im Marvel Cinematic Universe hatten die Guardians 2014. In einer Zeit, da die Rechte an Spider-Man, Hulk oder den X-Men bei externen Studios lagen und Marvel-Produzent Kevin Feige auf Zweitligisten wie Iron Man oder Thor setzen musste, waren die Guardians ein unbeschriebenes Blatt. Eine Gruppe intergalaktischer Außenseiter, die es nie zu massiver Popularität gebracht hatten. Niemand hatte daher antizipiert, dass der Film so einschlagen könnte.

Rampenlicht durch Soundtrack

Doch die Kombination einer dynamischen Darstellerriege mit Humor und viel Herz erwies sich als gewinnbringende Formel. Neben Saldañas grüner Kämpferin Gamora und Bautistas hartgesottenem Drax eroberten auch Chris Pratt als egozentrischer Peter Quill sowie der Baum-Mann Groot und der Waschbär Rocket, respektive von Vin Diesel und Bradley Cooper gesprochen, die Herzen der Fans. Und dann war da noch der Soundtrack. Songs der 60er und 70er, die aus Peter Quills Walkman drangen, schufen nicht nur einen Hype für analogen Musikgenuss, sondern katapultierten ihre Interpreten erneut ins Rampenlicht.

Dass man im dritten Teil mit Creep von Radiohead oder Do You Realize?? von The Flaming Lips in den 90ern und 2000ern angekommen ist, ist vielleicht ein Zeichen, dass die Reise zu Ende geht. Ob James Gunn dieses selbst inszenieren würde, stand hingegen lange in den Sternen. Nachdem Internet-Trolle 2018 geschmacklose alte Tweets ausgegraben hatten, feuerte Disney Gunn. Doch die Fans und die Guardians-Darsteller stellten sich gegen diese Entscheidung. Kurz darauf durfte der Regisseur zurückkehren. Der dritte Guardians-Film konnte daher erst mit Verzögerung entstehen. Gunn hatte sich bereits bei DC verpflichtet, den 2021 erschienenen The Suicide Squad zu drehen.

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Einen guten Freund retten

Umso bedeutsamer wiegt nun dieses finale Kapitel, in dem nicht ein Franchise-umspannender Bösewicht bekämpft werden soll, sondern einfach ein guter Freund gerettet werden muss. Rocket, dessen Herkunft stets ein Mysterium war, muss sich seiner Vergangenheit stellen, als sein Schöpfer High Evolutionary, ein skrupelloser Wissenschafter mit Gottkomplex, das künstliche Wesen Adam Warlock schickt, um ihn zu entführen. Die Guardians können den Kidnapper abwehren, doch das hat seinen Preis. Rocket wird schwer verletzt, Hilfe ist aber nicht möglich, da High Evolutionary ihm einst einen Kill-Switch eingebaut hatte.

Die Suche nach der Antwort, wie sie diesen entfernen können, führt die Guardians in die dunklen Abgründe dieser Frankenstein’schen Verbindung zwischen High Evolutionary und Rocket. Gleichzeitig werden sie auch mit einer alten Bekannten konfrontiert. Während ihre Gamora einst in Avengers: Infinity War verstarb, strandete eine jüngere Version mittels Zeitreise in der Gegenwart.

Situationskomik und Schlagabtausche

Doch sosehr diese Geschichte zu Herzen geht, sie verliert sich nicht ganz in der Dramatik. Es gibt noch immer Situationskomik, dynamische Schlagabtausche und fantastische Welten. Statt generischer CGI-Materialschlachten begeistert Gunn mit physischen Sets und abstrusen Ideen wie einer aus lebender Materie bestehenden Raumstation.

Er liebe die Charaktere und werde sie vermissen, erklärte Gunn zum Abschied. Diese Liebe zu den Figuren sowie zu eingängiger Musik hat er die letzten Jahre auch an die Fans weitergegeben. Doch nichts hält ewig. Und wenn die Guardians dann ein letztes Mal in Slow Motion durchs Bild marschieren, dann passiert das mit einem lachenden und einem weinenden Auge. (Susanne Gottlieb, 5.5.2023)