Missy Elliott kommt als erste Rapperin in die Rock ’n’ Roll Hall of Fame.

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Missy Elliott wird als erster Rapperin ein Platz in der Rock ’n’ Roll Hall of Fame zuerkannt. Das ist schön und weniger absonderlich, als es sich liest. Zwar wird Hip-Hop heuer 50 Jahre alt, aber so etwas wie eine eigene Hip-Hop Hall of Fame gibt es nicht.

Andererseits: Wäre die Rock ’n’ Roll Hall of Fame nicht mit so vielen weißen Bubis gefüllt, wirkten Hip-Hop-Künstlerinnen und -Künstler dort weniger exotisch. Schließlich ist Rock ’n’ Roll ursprünglich eine schwarze Disziplin gewesen. So betrachtet wirkten Hip-Hop-Acts als weitere Evolutionsstufe weniger deplatziert zwischen all den die Gitarre würgenden Def Leppards, Journeys oder Bon Jovis.

Wo bleibt das Album?

Mit Missy Elliott erfährt diese Weihen nun die bisher erfolgreichste Rapperin im Business. Dabei macht sich die am 1. Juli 1971 als Melissa Arnette Elliott in Portsmouth, Virginia, Geborene in den letzten Jahren eher rar. Zwar veröffentlicht sie dann und wann Singles oder trägt zu solchen etwas bei, ihr letztes Album datiert aber mit 2005. Damals erschien das lukullische Cookbook.

Missy Elliott

Ein ab 2008 immer wieder angekündigtes Folgealbum hat sich bislang nicht materialisiert. Die 51-Jährige soll an Morbus Basedow leiden, einer unheilbaren Autoimmunerkrankung; wie sehr sie davon beeinträchtigt ist, ist nicht bekannt.

Elliott debütierte 1997 mit dem goscherten Album Supa Dupa Fly und wurde damit über Nacht zum Star – und mit ihr ihr Produzent Timbaland, dessen komplexe bis nervöse Beat-Architektur Elliotts Alben prägte. 40 Millionen soll sie ins gesamt verkauft haben.

Kühlschranksammlung

Elliott gilt als sehr private Person, wiewohl sie am Höhepunkt ihrer Karriere noch Homestorys für MTV drehte – samt Führung durch ihre Kühlschranksammlung. Sie ist kinderlos, weshalb spekuliert wird, sie sei homosexuell. Kinder hätte sie gerne, sagte sie einmal, doch sie fürchte die Schmerzen der Geburt. In einer Talkshow sagte sie später, sie hätte zwei Buben, meinte damit aber lediglich ihre beiden Hunde.

Mit ihrem Erfolg gilt sie als Role-Model für viele Rapperinnen. Ihre Anerkennung seitens der Rock ’n’ Roll Hall of Fame könnte ein erster Schritt zur Beachtung anderer Hip-Hop-Künstlerinnen sein, die bereits vor ihr Pionierarbeit geleistet haben, bislang aber nicht berücksichtigt wurden. Queen Latifah wäre eine Kandidatin, MC Lyte naheliegend, Monie Love, Salt-N-Peppa, Foxy Brown, Lauryn Hill ... – Anwärterinnen gäbe es einige, an mangelnder Qualität kann es nicht liegen. (Karl Fluch, 4.5.2023)