Der erzkonservative US-Höchstrichter Clarence Thomas gerät in einer Spendenaffäre weiter unter Druck: Am Donnerstag wurde bekannt, dass der 74-Jährige seit Jahren die Schulausbildung eines seiner Großneffen von einem republikanischen Großspender finanzieren lässt. Ein Anwalt des Supreme-Court-Richters bestätigte diese – bisher unbekannten – Zuwendungen dem Rechercheportal "Propublica".

Schon zuvor hatten Berichte über großzügige Zuwendungen des rechten Milliardärs Harlan Crow an Thomas und seine Ehefrau für Empörung gesorgt, etwa Einladungen auf Luxureisen, zu Flügen in Privatjets oder Fahrten auf einer Yacht.

Thomas, der als erst zweiter afroamerikanischer Richter seit 1991 in dem zehnköpfigen, von den jeweiligen Präsidenten auf Lebenszeit bestellten Gremium sitzt, gilt vor allem unter Demokraten spätestens seit seinem vehementen Einsatz für ein Ende des Abtreibungsrechts in den USA als politisch nicht mehr tragbar.

"Ethische Verfehlungen"

Die neuen Enthüllungen werfen aber darüber hinaus Fragen auf, etwa warum die Richterinnen und Richter am mächtigsten Gericht des Landes solche Spenden nicht offenlegen müssen.

Konkret soll Crow, der sich seit Jahren für eine besonders konservative Politik einsetzt, das Schulgeld für Thomas' Großneffen, den dieser wie einen Ziehsohn im Alter von sechs Jahren bei sich aufgenommen hat, direkt an das Militärinternat Randolph-Macon Academy in Virginia sowie die Hidden Lake Academy in Georgia überwiesen haben, die das Kind besuchte.

Clarence Thomas in der Kritik.
Foto: AP Photo/J. Scott Applewhite, File

Aus den Reihen der Demokraten heißt es, die nun bekanntgewordenen Zahlungen des rechten Milliardärs seien ein weiterer Beweis für die ethischen Verfehlungen Clarence Thomas'. Wenig überraschend wird dieser von prominenten Republikanern verteidigt: Josh Hawley, ein Rechts-außen, der früher selbst Mitarbeiter des Richters war, hält die Vorwürfe für eine linke Kampagne. (flon, 5.5.2023)